Nachschulung für die Busfahrer

Nach dem Ärger auf der Buslinie 891 will die BVR ihre Mitarbeiter unter anderem in Kommunikation schulen.

Grevenbroich. Busfahren in Grevenbroich wird demnächst „höflicher“. Jedenfalls ist das der Plan, den die bahneigene Busverkehr Rheinland (BVR) jetzt verfolgt. Nach mehreren öffentlichkeitswirksamen Berichten über zum Teil schwerwiegende Verfehlungen von Busfahrern im Umgang mit Fahrgästen greift das Verkehrsunternehmen zu einer großen Flasche Image-Politur. „Wir haben uns im Dialog mit der Stadt Grevenbroich darauf geeinigt, dass alle von uns im Stadtgebiet eingesetzten Busfahrer kurzfristig noch einmal zu der Beförderung von Kinderwagen, Rollstühlen, Rollatoren und Ähnlichem geschult werden“, sagt Ralf Droste von der BVR. „Dazu gehört vor allem auch die angemessene Kommunikation in schwierigen Situationen, wenn es im Fahrzeug zum Beispiel keinen Platz mehr für einen weiteren Kinderwagen oder dergleichen gibt.“

In der Vergangenheit hat genau das viel zu oft nicht funktioniert. Im März berichtete eine junge Mutter, sie sei wiederholt mit ihrem Sohn im Kinderwagen an der Haltestelle stehengelassen worden. Auch ein Herr im Rollstuhl durfte nicht mit. Dann, Ende März, der Fall von Anne Steffen, die, obwohl sie einen Fahrschein gelöst hatte, auf halber Strecke in die Innenstadt mit ihrem drei Monate alten Baby aus der „891“ flog. Die Geschichte erzeugte viel Aufmerksamkeit. Erstmals kam die Frage auf: Sind die Busse in Grevenbroich womöglich zu voll?

Eine Fahrgastzählung ergab: Nein, sind sie nicht. Zwei Wochen lang haben sich von der BVR eingesetzte Prüfer die Situation in den Fahrzeugen und an den Haltestellen ganz genau angesehen: Wie viele Menschen fahren wann, wo und wohin mit dem Stadtbus? Gibt es dort ausreichend Platz für Kinderwagen, Rollstühle und Rollatoren? Und: Wie sieht es insbesondere zu den Stoßzeiten am Morgen und am Mittag aus? „Wir haben die Zahlen ausgewertet und festgestellt, dass aus unserer Sicht kein akuter Handlungsbedarf besteht“, sagte Ralf Droste im April. „Wir sind aber mit der Stadt einig darüber, dass das ein Thema ist, das jetzt nicht abschließend behandelt werden kann.“ Also beschlossen Verwaltung, Politik und BVR die Einrichtung eines neuen Arbeitskreises. Mitglieder des zuständigen Bauausschusses sollen künftig Entwicklungsmöglichkeiten im ÖPNV in den Blick nehmen. Einen weiteren Vorfall in der „891“ verhindern konnte die Bereitschaft, Probleme künftig politisch besprechen zu wollen, aber auch nicht.

Denn: Zu Beginn dieser Woche berichtete eine junge Frau als Augen- und Ohrenzeugin im sozialen Netzwerk Facebook von dieser Ungeheuerlichkeit: Eine Frau, die schlecht Deutsch spricht, und ihr Mann wollen mit einem Kinderwagen in die „891“ einsteigen. Der Fahrer allerdings lässt das nicht zu und schnauzt rum. Alle Fahrgäste müssen den vorderen Einstieg benutzen. Am Ende darf die Frau, die den Fahrer gebeten hat, auch die hintere Tür zu öffnen, nicht mehr aussteigen. Ihr Mann und das Kind bleiben an der Haltestelle zurück. Mit dem Busfahrer habe es inzwischen ein Gespräch gegeben, um den beschriebenen Vorfall aufzuarbeiten, heißt es vonseiten der BVR.

Über die Benehmensnachschulungen für das Personal hinaus will sich das Unternehmen in einer gemeinsamen Sitzung des Bau- und des Planungsausschusses am 31. Mai den Fragen der Politik stellen. Der Stadtbus wird von der Kommune mit rund einer Million Euro jährlich subventioniert.