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Neuss: Das Ende der Tribünenzeit

Rennbahn: 1908 baute man die erste Tribüne, 1958 die zweite. Eine dritte wird es nicht geben.

Neuss. Vor 50 Jahren war die Rennbahn eine Baustelle. Im Krieg war die prächtige, im wilhelminischen Stil errichtete Holztribüne aus dem Jahr 1908 zerstört worden. Nun entstand eine moderne, 30Meter lange elegante Stahlbeton-Konstruktion mit kühn geschwungenem Dach. Zum ersten Mal in Deutschland wurde damals auf einer alten Rennbahn ein neues Tribünengebäude gebaut. 225000Mark kostete das damals; 15 Prozent mehr als veranschlagt.

50 Jahre danach werden die letzten Reste dieses Markenzeichens der alten Rennbahn abgerissen. Aus dem stolzen Bau war eine marode Kulisse geworden, ungepflegt, sich selbst überlassen, schön nur noch von weitem. Auf den prunkvollen Bau des Jahres 1908 und den eleganten, Pfingsten 1959 eingeweihten Bau folgt nun allerdings keine Tribüne als Architekturbeispiel des frühen 21.Jahrhunderts. Wie berichtet, entsteht anstelle der diversen Rennbahn-Bauten ein langgestrecktes Gebäude, von dessen Dachterrasse aus Pferdefreunde und Parkbesucher allerdings den Blick auf die Rennbahn genießen können. In einem Jahr sollen sie dann wieder Rennen sehen. Beim Dachverband, dem Direktorium für Vollblutzucht, sind die Termine jedenfalls schon angemeldet.

Künftig übernimmt die Neuss Marketing die Vermarktung des Geländes samt des dann für Spaziergänger und Sportler erschlossenen Innenraums. Noch gibt es kein Konzept. Marketing-Chef Peter Rebig: "Dort kann man unbeaufsichtigt Sport treiben, und es wird Konzerte und andere Veranstaltungen geben. Vielleicht mal eine Landschaftsausstellung, wie ein Gartenzentrum auf der Wiese in Marktform."

Auf Umsatzerwartungen mag Rebig sich noch nicht festlegen. Er verweist darauf, dass der Rat der Neuss Marketing GmbH die Bewirtschaftung ab 2010 übertragen hat. "Es ist ja wohl selbstverständlich, dass man dann nicht im Minus arbeitet." Mit dem Rennverein hat er noch nicht gesprochen. Dort kann man sich jedenfalls vorstellen, auch wieder Sommerrennen anzubieten. Gras- und Sandbahn, beides von Flutlicht schattenlos ausgeleuchtet, gibt es jedenfalls in ganz Deutschland nicht nochmal.