Kaarst: Neue Rieger-Orgel geweiht

Zur Festmesse ließ der Sachverständige des Erzbistums das neue Instrument erklingen.

Kaarst. Bis auf den letzten Platz war die katholische Pfarrkirche am Sonntag besetzt. Einige Gläubige bildeten dabei noch stehend die letzte Reihe. Schließlich war es eine ganz besondere Messe, denn die neue Rieger-Orgel wurde von Weihbischof Rainer Woelki gesegnet.

Stolz waren die Gemeindemitglieder an diesem Tag auf einiges: den großen Zuspruch, die Festschrift, ihre neue Orgel oder die schnelle Umsetzung des Projekts.

Die neue Rieger-Orgel verfügt über 36 Register, die Pfeifen sind bis zu sieben Meter lang und 120 Kilogramm schwer. Das Instrument präsentiert sich in einem modernen Gewand. Die Gehäuseteile sind blau und rot lackiert, dazwischen erstrahlen die silbernen Orgelpfeifen. Die Farben wurden bewusst so gewählt, denn sie korrespondieren mit denen der Kirchenfenster.

Im April 2004 gründete sich der Orgelbauverein St. Martinus, ein Jahr später fiel der Grundsatzbeschluss des Kirchenvorstands zum Orgelneubau. Seit der Ausschreibung vor zwei Jahren wurden zugunsten des Vorhabens Kuchen verkauft, Konzerte organisiert, ein Benefiz-Dinner gegeben und Spenden gesammelt. So kamen rund 600 000 Euro für das neue Instrument zusammen.

Für einige Gemeindemitglieder war der Abschied von der alten Seifert-Orgel nicht ganz verständlich. Seit 1985 ertönte sie in der Martinus-Kirche, war 1951 im Neusser Zeughaus errichtet worden. "Die alte Orgel bekam eine schwere Grippe, ihr ging förmlich die Luft aus", erinnert sich Annemarie Rath vom Orgelbauverein. Kantorin Annika Monz fiel es zunehmend schwer, die Töne richtig klingen zu lassen.

Im April wurde die neue Rieger-Orgel schließlich geliefert. Die Kartons mit den Pfeifen stapelten sich auf der Empore. Mit den aufgestellten Gerüsten verwandelte sich das seitliche Kirchenschiff zur Baustelle. Die Gottesdienste wurden zwischenzeitlich mit einer mobilen Orgel im Altarraum gefeiert. Schneller als erwartet verlief der Aufbau.

Eigentlich hätte sie zu ihrer Weihe das erste Mal gespielt werden dürfen. Mit halber Kraft kam sie bereits vorher zum Einsatz. Die Organisten konnten so das Instrument einspielen, auch der französische Orgelstimmer Michel Garnier reiste zur Feinabstimmung an.

Zum Weihgottesdienst spielte Professor Reiner Schuhenn, Orgelsachverständiger des Erzbistums Köln, "Fantasia a gusto italiano" und "Bolero de Concert". Die weitere musikalische Gestaltung übernahmen die Kirchenchöre unter der Leitung von Kantorin Annika Monz.

Am Nachmittag gab Stefan Palm, Kantor von St. Marien Neuss, ein Orgelkonzert mit Werken von Bruhns, Bach und Christian Ridil. Letzterer überzeugte sich persönlich vom Klang seiner Komposition.