Mobilitäswende in Neuss Hickhack um Genehmigung für Fahrradgarage

Neuss · Anwohner der Tilmannstraße wissen nicht, wo sie ihr Fahrrad sicher abstellen können, eine Fahrradgarage würde aber nach Ansicht der Stadt das Straßenbild verschandeln. Was erreicht die Politik?

Die Stadt will keine Fahrradgarage an der Tilmannstraße genehmigen, weil die das Straßenbild stören würde.

Foto: Grüne

In der – als solche anerkannten – fahrradfreundlichen Stadt Neuss soll es keine Genehmigung für eine Fahrradgarage geben? Das wollte Tobias Wolfshohl nicht einleuchten. Der heute in Fürth lebende Neusser und Besitzer eines Mehrfamilienhauses an der Tilmannstraße wandte sich deshalb hilfesuchend an die Politik. Reaktionen habe es so gut wie keine geben, sagt er, doch eine reichte am Ende. Denn nach Intervention von „Bündnis 90/Die Grünen“ sagte Planungsdezernent Christoph Hölters der Parteisprecherin Andrea Wilhaus nochmalige Prüfung zu.

Wolfshohl war von seinen Mietern gebeten worden, auf dem Grundstück vor dem Haus sichere und überdachte Abstellplätze für Fahrräder zu schaffen. Der Bedarf sei offenkundig, sagt Wolfshohl, denn entlang der Straße zählt er immer zwischen 20 und 30 Räder, „die an alles gekettet werden, was der Bürgersteig hergibt“. Dem Wunsch der Mieter wollte er entsprechen, weil „man als Vermieter etwas anbieten muss“. Außerdem ist er überzeugt, dass die angestrebte Mobilitäswende in Neuss nur gelingt, wenn der Anteil des Radverkehrs zunimmt. „Und wo soll ich denn wohnen, wenn das Fahrrad die Alternative sein soll, wenn nicht in Straßen wie der Tilmannstraße?“, fragt Wolfshohl.

Die Grünen sehen das ähnlich, die Stadt jedoch nicht. Das Bauamt beschied dem investitionswilligen Vermieter, dass ein solches Vorhaben unter bestimmten Umständen genehmigungsfrei sein könnte, in seinem Fall aber nicht. Denn die Fahrradgarage sei mit dem geltenden Planrecht nicht in Deckung zu bringen. Konkret: Sie fügt sich nicht in die Umgebung ein. Denn weil die Flächen zwischen Straße und Häuserzeile noch frei von Garagen oder Carports sind, würde durch die Fahrradgarage eine, so wörtlich, „negative städtebauliche Prägung des Straßenraumes“ entstehen. Das leuchtet den Grünen nun ganz und gar nicht ein, ist die Tilmannstraße doch an beiden Straßenrändern ständig zugeparkt. Auch in einzelnen Einfahrten stehen Autos. „Sie gibt also derzeit überhaupt kein positives Straßenbild ab“, sagt Wilhaus. Es sei daher nicht einzusehen, dass keine Radabstellanlage gebaut werden darf. Gut findet sie allerdings, dass Hölters seine Mitarbeiter angewiesen hat, Wolfshohl zu beraten, welche Garagenmodelle in Frage kommen könnten – und dass er persönlich auch private Radgaragen begrüßt. Denn gerade in der Innenstadt stehen viele vor dem Problem, ihren Drahtesel sicher abzustellen.