„Hartnäckigkeit und gute Organisation“ Neusser verfolgt zehn EM-Spiele live im Stadion
Neuss · Ein Stadionbesuch während eines großen Fußball-Turniers ist für viele Fans ein Traum. Nicht jedem gelingt es allerdings, Tickets zu ergattern. Ein Neusser hat es zur EM zehnmal geschafft.
So ganz ist der Schmerz auch Tage danach nicht verflogen. „Es tut schon noch weg“, sagt Patrick Bialas und erinnert sich an die 119. Minute des Viertelfinales zwischen Deutschland und Spanien zurück, in der Mikel Merino mit seinem 2:1-Siegtreffer die deutschen Titelträume zerschmetterte.
Die Fassungslosigkeit der Fans ist für Bialas noch immer greifbar, der Neusser war nämlich live vor Ort. Der Viertelfinal-Knaller mit dem bitteren Ausgang war für den 31-Jährigen allerdings nur eins von zahlreichen EM-Erlebnissen – rekordverdächtige zehnmal war Bialas nämlich während des Turniers im Stadion. Der Further verfolgte nicht nur alle Spiele der deutschen Elf – gegen Schottland, die Schweiz, Ungarn, Dänemark und eben Spanien –, sondern auch sämtliche Auftritte der Truppe um Star-Stürmer Robert Lewandowski. Schließlich hat Bialas polnische Wurzeln. Auch für die beiden Achtelfinal-Partien zwischen Frankreich und Belgien sowie zwischen Niederlande und Türkei konnte sich der Nordstädter Tickets sichern.
Für das zehnmalige EM-Erlebnis war jedoch nicht nur ein gut dreiwöchiger Urlaub – Bialas ist als Datenanalyst tätig –, sondern auch einiges an Internet-Recherche nötig. Die Karten für die deutschen EM-Auftritte ließen sich noch vergleichsweise einfach über den Fanclub der deutschen Nationalmannschaft organisieren, in dem der Neusser Mitglied ist, und die Tickets für das polnische Team über die UEFA. Für die anderen Partien hielt Bialas aber sämtliche Internet-Foren im Blick und versuchte es über sämtliche Kontakte. „Im Endeffekt war es eine Mischung aus Hartnäckigkeit und guter Organisation“, sagt der 31-Jährige.
Wenngleich er mit seinen zehn Stadion-Besuchen während eines Turniers einen neuen persönlichen Rekord aufgestellt hat – unerfahren ist er in der Welt des Profi-Fußballs keineswegs. „Die großen Turniere nehme ich schon gerne mit, wenn es geht“, sagt er. So war er unter anderem bei den Europameisterschaften 2012 (Polen und Ukraine), 2016 (Frankreich) und 2021 (europaweit) sowie bei der Weltmeisterschaft 2018 in Russland vor Ort. Den deutschen WM-Titel im Jahr 2014, als Mario Götze mit seinem 1:0-Siegtreffer gegen Argentinien die Nation zum Jubeln brachte, verfolgte Bialas aber vor dem TV: „Brasilien war dann doch etwas zu weit, das ließ sich damals als Azubi nicht organisieren, so war es leider auch bei der WM 2010 in Südafrika.“
Auch außerhalb der Nationalmannschaften drückt der 31-Jährige gerne live die Daumen – konnte als Dauerkarten-Inhaber in diesem Jahr sogar den ersten Meistertitel seines Teams Bayer Leverkusen feiern. Auch das Europa-League-Finale, das die Mannschaft von Xabi Alonso 0:3 gegen Atalanta Bergamo verlor, wurde natürlich standesgemäß vor Ort angeschaut.
Auch wenn das DFB-Team sein EM-Camp längst verlassen hat, ist eine Szene noch nicht zu Ende diskutiert: Als Spaniens Marc Cucurella in der 106. Minute mit der Hand im Strafraum den Ball berührt, verweigert Schiedsrichter Anthony Taylor Deutschland den Strafstoß. Für Bialas gibt es da keine zwei Meinungen: „Glasklarer Elfer“, sagt er.