Neuss: Rauchverbot - Streitschlichter gesucht
In der Gastronomie sieht man abgetrennte Raucherräume als zu kostspielig.
Neuss. Schwer tut sich die Politik mit einem Nichtrauchergesetz. Zeichnet sich eine Übereinkunft für öffentliche Gebäude ab, bleibt eine Regelung für Restaurants und Kneipen doch noch umstritten. Dass aber ein Gesetz über das Rauchen und Nichtrauchen auch in der Gastronomie kommen wird, scheint unstrittig. Wie sehen das Betroffene in Neuss? Ein Querschnitt.
Viel geraucht wird im Hamtorkrug. Vor allem die Stammgäste während der Woche lieben das Qualmen, sagt Inhaber Thomas Wenning. Aber er beobachtet auch, dass an den Wochenende "deutlich weniger geraucht" werde als früher. Sollte im künftigen Gesetz ein abgetrennter Raucherraum zugelassen werden, will Wenning die Kosten kalkulieren. Doch er sieht schwarz: Wahrscheinlich werde der dann geforderte "Luftvorhang", der durch Unterdruck ein Abweichen des Rauches verhindert, sehr kostspielig; "zu kostspielig". Ein Thema sei die Zukunft der Raucher in Kneipen durchaus. Angesprochen werde er täglich, sagt Wenning.
Kaum noch, so die Beobachtung von Andreas Hillejan , wird im "Herzog von Burgund" geraucht. In dem feinen Restaurant der gehobenen Gastronomie nehmen die Gäste nach Auskunft des Mit-Geschäftsführers ohnehin Rücksicht. "An drei, vier Tagen pro Woche raucht bei uns überhaupt niemand mehr." Oftmals gingen Gäste, die sich nach dem Essen eine Zigarette gönnen wollen, in den Eingangsbereich oder auf das Außengelände. Zigarren oder Pfeifen seien zudem völlig verschwunden. Kein Problem also zwischen Rauchern und Nichtraucher im "Herzog von Burgund".
Wenn aber tatsächlich ein Gesetz erlassen wird, wünscht sich Andreas Hillejan "eine einfache, klare Regelung ohne Spielraum". Das ließe sich, wie im Ausland vorgemacht, gut durchsetzen und mache es den Inhaber in der Gastronomie auch leichter gegenüber den Gästen.
"Wir warten ab", heißt es im Café Kleeberg am Markt. Noch darf hier überall geraucht werden. Wird gesetzlich ein abgetrennter Raucherbereich gestattet, will man unter Umständen auf der ersten Etage eine Raucherlobby einrichten. Geschäftsführerin Petra Ewen aber sieht ein künftiges Gesetz skeptisch. Viele Gäste seien Raucher, ständig aber werde sie gerade von Nichtrauchern angesprochen. Einen Versuch zum Ausgleich hat sie bereits gestartet: Samstagsvormittags sollte im Barbereich das Rauchen gestatte sein, nebenan wurde um Verzicht gebeten. Funktioniert hat das nicht; es gebe eben "Starrköpfe", so Petra Ewen.
Sie kann die Forderungen der Nichtraucher ebenso verstehen wie die Lust der Raucher auf eine Zigarette zum Kaffee. Sicher aber ist sie: "Bei einem strikten Rauchverbot werden Gäste wegbleiben." Und eine Frage hat ihr noch niemand beantwortet: Was ist mit den Plätzen auf dem Markt? Was geschieht, wenn sich dort ein Besucher vom Raucher am Nachbartisch belästigt fühlt? Dann, so die Geschäftsführerin, könnte das wohl ein Sommer für Streitschlichter werden.
Im Marktcafé gleich nebenan ist seit einigen Wochen das Rauchen verboten: Zumindest im Erdgeschoss, zumindest bis 18 Uhr. Einen Einstieg will man im Marktcafé finden, doch die Gäste seien da durchaus geteilter Meinung, so Markus Kessler. Zufrieden seien vor allem Nichtraucher, die beim Essen nicht mehr gestört würden.