Neuss. Das alte Modell hat noch Bestand. Die Stadt stellt Rennbahn-Grundstücke an der Stresemannallee zur Verfügung, aus dem Verkaufserlös werden die Entwicklung des eigentlichen Rennbahngeländes und Neubauten wie Tribüne und Wetthallen unter dem Stichwort "Galopp sucht Mehr" finanziert. Doch mit der Umsetzung geht es auch nach Jahren der Vorarbeit nur mühsam voran. Auf die neue Vorlage der Verwaltung zum Planungsstand reagierte der Stadtrat vor allem mit Unmut.
Nach dem auch von einem Fachanwalt erarbeiteten Vorschlag soll nun doch das Unternehmen HBM für die Stadt und den Rennverein tätig werden und die Grundstücke vermarkten: im Namen der Stadt Neuss, jedoch auf eigene Rechnung. So will man Grunderwerbssteuer und Notarkosten sparen. HBM wird auch die neuen Gebäude für den Rennbetrieb erstellen.
HBM hat nun konkrete Pläne vorgelegt. Demnach soll die Grasbahn verschwinden; das ergäbe mehr Platz zwischen Sandbahn und dem neuen zweigliedrigen Gebäudekomplex einerseits sowie Führring und dem Globe-Theater. Wetthallen sind vorgesehen, im Obergeschoss sind ein Restaurant mit 170 Plätzen sowie ein VIP-Logen-Bereich geplant. In der Vorlage ist von einem "Provisorium" die Rede: Die große Wetthalle könnte wieder abgerissen werden, wenn denn doch noch einmal die Mehrzweckhalle realisiert werden sollte. Der Innenraum ist durch eine Unterführung in Höhe des Globe zu erreichen.
Im März hatte der Rat eine Kostenaufstellung für die Maßnahmen verlangt. Die konnte die Verwaltung noch nicht vorlegen, stattdessen eine Schätzung von HBM, die sich auf 13 Millionen Euro beläuft. Vorsichtig äußert sich der zuständige Wirtschaftsdezernent Frank Gensler zur Kostendeckung: Falls die städtischen Grundstücke vollständig vermarktet werden können und falls sich die entsprechenden Erlöse aus der Vermietung an Buchmacher und Gastronomen erreichen ließen, sei "im Prinzip ein Kostenausgleich zu erzielen".
Die Verwaltung wollte vom Rat die Ermächtigung auf dieser Basis die Verhandlungen mit HBM zu Ende führen zu können. Der Rat aber, dem nur eine Tischvorlage und keine Beschlussfassung angekündigt war, reagierte quer durch die Fraktionen mit Unmut und verwies das Papier zunächst an den Planungsausschuss.
Auch ein Passus aus dem Vertragsmodell mit HBM provozierte viele Fragen: Demnach übernimmt die Stadt die Mietausfallrisiken für HBM bis maximal zur Höhe der Baukosten.
Bevor eine Entscheidung fällt, bevor es dann tatsächlich mit dem Abriss der alten Gebäude losgeht, werden zur Wintersaison die Pferde laufen. Die Rennsaison 2008/09 aber wird aller Voraussicht nach wegen der Bauarbeiten ausfallen.