Neuss. Er erzählt viel Blödsinn und steht dazu. Das ist das eigentliche Rezept des rheinischen Promi-Kochs Horst Lichter, der schon lange nicht mehr nur im kleinen Butzheim seine Hausmannskost serviert. Ein Entertainer am Kochtopf, der wohl einzige Fernsehkoch, der mit frechem Grinsen unterm Schnauzbart selbstbewusst auch ein misslungenes Souffle präsentiert und mit einem Augenzwinkern durch die hohe Schule der Kochkunst wirbelt.
Wo Lichter kommt, gibt’s eben auch immer Theater. Und jetzt lässt er dabei fast gänzlich den Kochlöffel liegen. Mit "Kulinarisches Gelichter" erfüllte sich der kochende Spaßmacher den Traum vom eigenen Schauspiel und präsentierte jetzt im Rheinischen Landestheater sein eigenes Stück, in dem er selbst die Hauptrolle spielt.
Der Soundtrack von Pippi-Langstrumpf stimmt hier ein auf einen Abend, bei dem nicht alles so ernst gemeint ist. In zünftiger Lederhose marschiert Horst Lichter knapp zwei Stunden auf der Bühne durch die Stationen seines bewegten Lebens. Der Zuschauer erfährt, dass er nicht der beste im Sport war, gern auf die Nase fiel, im Gipsbett in Grevenbroich erste erotische Erfahrungen sammelte, beim Duft von Kartoffelpüree seinen Traumberuf entdeckte, weil es zum Rennfahrer nicht reichte. Auch hinter der Bühne plaudert er weiter, um im nächsten Moment als verunglückter Easy Rider zu beeindrucken oder vorzuführen, mit welcher Haarpracht er in seiner Jugend zu beeindrucken suchte.
Und natürlich darf auch hier die Küche nicht fehlen. Daraus zaubert er zwischendurch deftige Appetithäppchen, reicht gebratenen Speck ins Publikum oder lässt in die von Rübenkraut tropfende Butterstulle beißen. Und immer wieder nimmt er die eigene Berufsgruppe aufs Korn, lästert über die Passion seines TV-Kollegen Lafers bei der Begutachtung von Möhren auf ihren Frischegehalt, frotzelt über die Dekadenz der Gourmetküche und singt seine Lobeshymnen auf ehrlich-rheinische Hausmannskost. Am Ende sitzt er im Lehnstuhl und philosophiert voller Begeisterung über diese eigene Lebensgeschichte, die unter dem Titel "Und plötzlich guckst du bis zum lieben Gott" als Buch von Markus Lanz zu haben ist.
Ein amüsanter Abend mit leicht verdaulicher Plauderei, in der Horst Lichter den Volksmund bedient, hausbacken deftig, ohne Finesse und dennoch bekömmlich. Spätestens beim Duft von Schweinebraten weiß hier jeder: "Der Mann weiß, was jedem schmeckt."
Das Soloprogramm ist am 21. Oktober auf Schloss Hardenberg in Velbert und am 31. Oktober in Hürth zu sehen.