Neuss. Silvio ist geschmeichelt. Im Chat scheint er mit der Person, die sich hinter dem Pseudonym "kiss-my-body" verbirgt, eine Freundin gefunden zu haben. Auch wenn sie manchmal aufdringlich ist, ihn nach Cybersex fragt und schon nach dem ersten Gespräch ein Küsschen zum Abschied schickt. Viel zu vertrauensselig erzählt er ihr, in welche Schule er geht, gibt ihr seine Email-Adresse und bekommt schließlich sogar einen Telefonanruf von ihr.
50 Euro bietet sie ihm, wenn er sich mit ihr trifft und weitere 50, wenn sie ihn fotografieren darf. Silvio willig ein, und nur seiner Schulfreundin Billa, die der Chatgeschichte wesentlich kritischer gegenübersteht, hat er es zu verdanken, dass doch noch alles glimpflich zu Ende geht.
Das Thema des Missbrauchs von Kindern und der Gefahren des Internets hat "Zartbitter Köln" mit seinem Theaterstück "click it!" auf gelungene Weise kindgerecht aufgearbeitet. Bei den vier Vorführungen im Jugendzentrum "Greyhound Pier 1" waren selbst die Zappelphilipps unter den Schülern der Klassen 5 bis 8 sichtlich ruhig und offensichtlich nachdenklich. Trotzdem gab es einiges zu lachen, denn das gesamte Stück, mit dem Zartbitter bereits seit 2005 durch Deutschland tourt, spricht die Sprache der Jugend, kommt recht flapsig daher und verzichtet ganz auf Panikmache.
Die Botschaft der Theatermacher lautet: Das Internet bedeutet Spaß und neue Bekanntschaften, aber es ist auch ein Ort, in dem Missbrauch betrieben wird.
Renate Wenning, Sozialpädagogin im Greyhound, war überrascht über den großen Andrang der Neusser Schulen: "Wir haben vier Vorführungen für 250 Schüler angesetzt, aber wir hätten auch doppelt so viele machen können."