Neuss. Die Zahl der verunglückten Fahrradfahrer in Deutschland ist in den vergangenen Jahren gestiegen - obwohl die Zahl aller Verkehrsunfälle gesunken ist. Im Rhein-Kreis Neuss gab es in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 254 Verkehrsunfälle mit Radfahrern. Das bedeutet einen Anstieg um mehr als 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Missachtete Vorfahrt, falsches Abbiegen und Wenden, Fahren gegen die Einbahnstraße und Alkohol am Lenker sind die häufigsten Ursachen für Unfälle. Der Arbeitskreis "Sicher Radfahren im Rhein-Kreis Neuss" - dem unter anderem ADFC, Polizei und die Städte angehören - will die Zahl der Unfälle mit Radfahrern bis zum Jahr 2012 um 20 Prozent reduzieren.
Um zu sehen, wo auf der Hauptverkehrsstrecke durch die Furth die Verkehrssicherheit für Radler verbessert werden kann, radelten Angehörige von ADFC, Polizei und Stadtverwaltung die Strecke selbst ab. Für sie ging es über Further, Venloer und Kaarster Straße. Viel Verkehr, zahlreiche Geschäfte und damit eine Menge Fußgänger sowie teilweise schmale Radwege prägen die Route. Immer wieder kommt es im Verlauf der Tour zu Zwischenfällen mit Radfahrern, die den Test-Radlern begegnen. Es wird gedrängelt, auf dem Gehsteig überholt und fahrend telefoniert. Hauptkommissar Paul-Josef Baumeister beklagt ein "fehlendes Gefahren- und Unrechtsbewusstsein bei zahlreichen Verkehrsteilnehmern".
Ein typisches Neusser Problem scheint auch die Wahl der richtigen Straßenseite zu sein. Insgesamt 29 Unfälle mit Radfahrern gab es im vergangenen Jahr auf dieser Strecke. 14 davon wurden von den Radlern selbst verursacht. Im Verlauf dieses Jahres ist die Zahl der Unfälle weiter auf 47 gestiegen. Senioren sind besonders häufig in Unfälle verwickelt. "Wichtig für diese Altersgruppe ist ausreichende Fahrpraxis", sagt Reinhold Uebbing vom ADFC. "Häufig steigen ältere Menschen auf ihr Rad, nachdem sie 30 Jahre und länger kaum gefahren sind." Das Konsequenz: Je älter die Unfallopfer, desto schwerer sind häufig die Folgen.
Seit den 90er Jahren baut die Stadt die Radwege in der Furth nach und nach aus. "Das wichtige ist, gute Sichtverhältnisse für alle Verkehrsteilnehmer herzustellen", sagt Norbert Jurczyk von der Stadt. Im nördlichen und mittleren Bereich der Strecke ist das bereits geschehen.
Weiterhin ein Problem ist die südliche Further Straße mit der Eisenbahnunterführung am Bahnhof. Zwei Drittel aller Unfälle in der Furth ereignen sich dort. In den kommenden Jahren soll auch dieser Teil modernisiert werden - spätestens, wenn die Kanalsanierung sich nicht mehr länger aufschieben lässt.