Kaarst. Eine Ehrenamtsbörse für Kaarst und Korschenbroich - das wär es doch. Eine Agentur, die freiwillige Hilfe organisiert, so dass niemals Not am Mann ist, lautet die Idee. Doch ist das so einfach umzusetzen?
Diese Frage stellte Michael Bau, Bereichsleiter der gemeinsamen Volkshochschule den Verantwortlichen von Kommune, Vereinen und Verbänden sowie Bürgern Mittwoch in einem Diskussionsforum. Mit dabei war Dieter Schöffmann, stellvertretender Vorsitzender der Kölner Stiftung "Bürger für Bürger". Er erklärte den Anwesenden, worauf es bei einer solchen Initiative ankommt.
Zuerst forderte der Experte ein genaues Abwägen, ob eine solche Börse für die Gemeinden überhaupt nötig sei. Die Einrichtung müsste durch Träger finanziert werden - möglichst breit gefächert von Bürgern, Unternehmen, Gemeinwohlverbänden und der Kommune, damit ihr Fortbestehen nicht von einem Finanzier abhängig sei. Daneben brauche eine Ehrenamtsbörse aber auch die geeigneten Räume und nicht zuletzt geeignetes Personal. "Man kann eine solche Agentur auch mit Ehrenamtlern betreiben, aber für eine fortwährende Qualität und Kontinuität in der Arbeit braucht es hauptberuflich Tätige", empfahl Schöffmann.
Die Finanzierung ist der Knackpunkt, kritisierte August Gabelmann, Vorsitzender des Stadtsportverbands Korschenbroich. "Dem Haushalt der Kommune geht es schlecht und die Vereine haben schon jetzt Mühe, mit ihrem Geld alle Kosten abzudecken. Dazu kommt, dass die Vereine ohnehin Probleme haben, Ehrenamtler zu bekommen", so der Einwurf des Sportverbandsvorsitzenden.
Dieter Schöffmann erwiderte, dass sich Investitionen in eine Ehrenamtbörse durch ihren Synergieeffekt für die Vereinsarbeit als Vorteil rechnen. Die Stadt Köln habe das erkannt und daher trotz des drohenden Nothaushaltes das Budget für die sechs Freiwilligenagenturen im Stadtgebiet nicht gekürzt.
Der Korschenbroicher Bürgermeister Hans Josef Dick rechnete anhand des Kölner Beispiels vor, wieviel in seiner Stadt für eine Ehrenamtsbörse zusammenkommen würde: Bei zwölf Cent pro Einwohner - die in Köln 120 000 Euro im Jahr bringen - wären das in Korschenbroich 4000 Euro. "Das wird wohl kaum ausreichen", bezweifelte er. Den Bedenken stellte Schöffmann die Vorteile der Ehrenamtsbörse gegenüber: Sie kann bereichsübergreifend organisieren und vernetzen, Gelegenheiten für ehrenamtliches Engagement schaffen und die Arbeit der Vereine begleiten.
Letzten Endes blieb die Frage nach einer Freiwilligenagentur unbeantwortet. "Die Veranstaltung diente zunächst der Meinungsfindung, man wird sehen, was sich daraus entwickelt", sagte Michael Bau.