Kritik an Polizei Telefonbetrüger schlagen in Neuss zu

Neuss · Betrugsversuche häufen sich. In einem Fall hätte sich eine Betroffene von der Polizei mehr Hilfe erhofft.

Vor betrügerischen Anrufern, die vor allem ältere Leute ins Visier nehmen, wird immer wieder gewarnt.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

In Neuss hat es in den vergangenen Tagen wieder Vorfälle mit mutmaßlichen Telefonbetrügern gegeben. Am Montag rief bei einer 89-jährigen Neusserin gegen 16 Uhr eine Frau an, die vorgab, Mitarbeiterin der Bankenaufsicht zu sein. Sie gab der Neusserin zu verstehen, dass es zu verdächtigen Zugriffen auf ihr Konto gekommen sei. Daher käme ein Kollege der Bankenaufsicht bei der Dame vorbei, um ihre EC-Karte abzuholen und weitere unautorisierte Zugriffe zu verhindern. Tatsächlich klingelte kurze Zeit später ein Mann in Anzug an der Tür der 89-Jährigen und nahm ihre EC-Karte mit. Als sie danach ihrer Nichte von dem Vorfall berichtete, erkannte diese den Betrug und verständigte die Polizei. Die Karte der Frau wurde gesperrt.

Eine 93-Jährige aus Neuss erlebte am vergangenen Donnerstag einen ähnlichen Schockmoment. Als sie nachmittags von einer fremden Nummer angerufen wurde, meldete sich vermeintlich das Versorgungsamt, um persönliche Daten und ihre Kontonummer zu erfragen. Der Anrufer fragte die Frau, ob sie einen Pflegegrad habe. Als sie dies bejahte, habe ihr der mutmaßliche Betrüger versichert, dass ihr ein besserer Pflegegrad und somit mehr Geld zustünde. Er kündigte außerdem an, dass dazu bald zwei Mitarbeiter des vermeintlichen Versorgungsamtes bei ihr vorbeikämen. Ihrem Schwiegersohn Michael Rakutt sei sofort klar gewesen, dass dies nicht stimmen kann, wie er auf Anfrage mitteilte. Auch auf Nachfrage beim Versorgungsamt sei ihm versichert worden, dass ein solches Vorgehen unüblich sei. Die 93-Jährige entgegnete den mutmaßlichen Betrügern, dass sie keinen Zugriff auf diese Daten habe und verwie sie an ihre Tochter. Diese wandte sich wiederum telefonisch an die Polizei. Doch die Beamten seien nicht sehr hilfsbereit gewesen, kritisierte die Tochter: Die Frau am Hörer habe ihr gesagt, dass die älteren Leute nun mal im Telefonbuch stünden und deshalb nichts zu machen wäre. Außerdem habe ihre Mutter keine persönlichen Daten herausgegeben, deshalb könne nichts passieren.

„Grundsätzlich raten wir in solchen Fällen, die Polizeidienststelle aufzusuchen und sich dann dort beraten zu lassen“, betont Polizeisprecher Gerko Simer auf Nachfrage. Er räumt ein, dass Anrufer unter der Nummer 3000 unter Umständen auch Mitarbeiter erreichen, die keine Polizeibeamten sind und sich deshalb nicht so gut mit solchen Straftaten auskennen. Simer appelliert außerdem: „Keine Daten am Telefon rausgeben.“