Neuss untermauert seine Dominanz
Drittliga-Handballer des NHV gewinnen Kreis-Derby gegen Bayer Dormagen klar mit 28:16.
Neuss. Nach 13 Minuten schien sich eine Überraschung anzubahnen im Kreis-Derby der 3. Handball-Liga West: 4:2 führte der TSV Bayer Dormagen gegen den Neusser HV in der mit 810 Zuschauern ausverkauften Hammfeldhalle und war bis dahin im intensiv geführten Vergleich zweier hypernervöser Mannschaften die bessere gewesen. 47 Handballminuten später schlichen die Gäste mit betretenen Mienen in die Kabine. Nicht, dass sich die Dormagener nicht gewehrt hätten gegen diesen Untergang, der mit dem 28:16 (15:8)-Sieg der Hausherren die neuen Kräfteverhältnisse im heimischen Handball eindeutiger zementierte als vorher von beiden Seiten gemutmaßt. Doch sie waren mental und physisch überfordert gegen eine Neusser Mannschaft, die spielerisch nicht einmal alle Register ziehen musste, um den 14. Sieg im 14. Spiel einzufahren.
Mit dem Sieg steht der NHV nun allein an der Tabellenspitze, weil Eintracht Hagen in Longerich verlor. „Da wollen wir auch überwintern“, sagt Ceven Klatt mit Blick auf das Gipfeltreffen am Samstag (19.30 Uhr) in Hagen (ein Fanbus fährt um 16 Uhr an der Hammfeldhalle los, Anmeldungen an info@nhv.1de) durchaus selbstbewusst.
Selbstbewusstsein, das sich der Debütant auf der Neusser Trainerbank erarbeitet und verdient hat. Wer eine abgezockte Truppe individuell starker Spieler so bei Laune hält, wer auf alle taktischen Finten der Gegner (auch der Dormagener) die passende Antwort besitzt, der hat vieles richtig gemacht in dem knapp einen Jahr, in dem der 33-Jährige die alleinige Verantwortung trägt beim NHV. Klatt nutzt die ganze Bandbreite eines für Drittliga-Verhältnisse exzellent besetzten Kaders, zu dem seit Samstagabend auch Marijan Basic gehört. Der 31-Jährige vom ART Düsseldorf soll kurzfristig die Probleme lösen, die durch eine Erkrankung von Daniel Pankofer auf der Regieposition entstehen könnten.
Freilich: Als Basic nach 16 Minuten auf der Bank Platz nahm, kamen die Neusser erstmals ins Rollen, zogen von 5:5 auf 10:6 (21.) davon und hatten die Partie damit bereits vorentschieden. „Ich wusste, wenn wir erst einmal unsere Nervosität ablegen, werden wir uns absetzen“, sagte Klatt angesichts einer Anfangsphase, in der das erste Tor erst nach mehr als sieben Minuten Spielzeit fiel.
Die Dormagener, die am Freitag (20 Uhr, Bayer-Sportcenter) Longerich empfangen, legten diese Unkonzentriertheit überhaupt nicht ab. „Selbst in der Phase, als wir geführt haben, haben wir viel zu viele Abpraller liegen gelassen und freie Tormöglichkeiten nicht genutzt“, sagte Spielertrainer Alexander Koke.
Der vielleicht entscheidende Unterschied: Klatt kann wenig überzeugende oder von der gegnerischen Abwehr neutralisierte Spieler (wie am Samstag Basic, Handschke, Weis) zur Denkpause auf die Bank holen und durch annähernd gleichwertige oder sogar bessere (am Samstag Bahn, Reuland, Gipperich) ersetzen. Koke kann das nicht. Wenn bei ihm selbst oder bei Max Bettin wenig zusammenpasst (wie am Samstag), bleibt ihm nur der Rückgriff auf die A-Jugendlichen — die sind zwar hochbegabt, aber allein körperlich noch nicht so weit, um sich gegen Hünen wie Heider Thomas oder Bennet Johnen durchzusetzen. Und wenn es ihnen doch einmal gelang, war da Mikkel Moldrup, der das Duell zwischen den Pfosten mit 14:13 Paraden knapp gegen Sven Bartmann für sich entschied.