Neuss: Wenn das Frettchen den Bussard zum Flug bittet
Kaninchenjagd: Stadt setzt in Allerheiligen auf tierische Hilfe.
Neuss. Frettchen und Bussarde sind gewiss keine dicken Freunde in der freien Wildbahn. Vielmehr muss das Frettchen um sein graziles Marder-Leben fürchten, wenn der Raubvogel sein Federkleid mit über einem Meter Spannweite schwingt. Freitag an der S-Bahn-Station in Allerheiligen waren sich beide einig in ihrer Zusammenkunft: Frettchen Muff und Wüstenbussard Taja wurden samt Besitzer Bernd Drenkpohl zur Kaninchenbekämpfung gebeten.
Die Idee hatte Baudezernent Ulrich Weidenhaupt, der seit 2003 das Treiben der Kaninchen im Neusser Süden beobachtet. "Seit die Bauarbeiten für den neuen S-Bahnhof in Allerheiligen beendet sind und rund um das Gelände Ruhe einkehrt, vermehren sich die Kaninchen unkontrollierbar", sagt der Initiator. Laut Weidenhaupt wäre das gar kein so großes Problem, bestünde der S-Bahnhof nicht größtenteils aus Dämmen, die in den vergangenen Monaten schon einige Zentimeter in sich zusammen gesackt seien. "Um einem weiteren Zerfall und einer Gefährdung für die Bauwerke vorzubeugen, haben wir nach Alternativen zu den üblichen Bekämpfungsmitteln gesucht."
Die Ausrottung der Kaninchenbauten unter Tage erfolgt in der Regel mit Gift. Aufgrund des belebten Standortes, an dem sich auch Kinder aufhalten, verzichtet man aber darauf. Stattdessen entschloss man sich zu der 4000 Jahre alten Beizjagd.
Während Frettchen Muff in einem der rund 500 Löcher verschwand, um die Kaninchen auszutreiben, stürzt sich Bussardweibchen Tara auf ein eigens entdecktes Exemplar. Zur Motivation durfte sie es selbst erlegen, was sonst Besitzer Drenkpohl mit einem Überstrecker-Handgriff tut. Ob sich so die Zahl der triebigen Nager, die alle fünf Wochen Nachwuchs zeugen, enorm verringern lässt, sei dahin gestellt. Spätestens mit der weiteren Bebauung des Gebietes dürften die Kaninchen von selbst das Weite suchen.