Neuss: Werbeständer rücken weiter vor

Der neue Hauptstraßenzug ist deutlich attraktiver. Das nutzen auch die Händler mit ihren Werbeanlagen.

Neuss. Schon ist der neue Hauptstraßenzug den Neussern zur Gewohnheit geworden. Geht gerade mal kein Platzregen nieder, eilen oder flanieren die Passanten über die Straße, weichen der 709 und Radfahrern aus - und ärgern sich über Werbeständer und Verkaufsstände, die die Geschäfte auf den Bürgersteig stellen. Einige zumindest.

So ist Reinhard Wendt (63) alles andere als angetan von den Werbeständern: "Ständig muss man ausweichen. So viele Passanten sind hier unterwegs. Wenn da Ständer im Weg stehen, muss man immer stehen bleiben." Auch Harald Müller (56) findet, dass "so viel Platz da sein muss, dass zwei Personen mit Einkaufstüte gemütlich den Bürgersteig entlang schlendern können." Ihn ärgert das "Gerümpel" vor den Geschäften ganz besonders entlang der Passage am Rathaus. "Manchmal ist man schlichtweg hinter den Werbeständern eingesperrt, wenn Leute von vorne kommen", sagt auch Charlotte Schubbert (75). Die Einkaufsstraße ist ihrer Ansicht nach mit der Straßenbahn sowieso schon zu eng. Das kann Helmut Lau (70) wiederum nicht bestätigen: "Mich stören die Ständer überhaupt nicht. Es ist doch genug Platz da."

Dabei ist das meiste von dem erlaubt, was sich den Neussern hier in den Weg stellt. Die Satzung der Stadt legt für die Innenstadt fest: Mobile Werbeanlagen, so genannte Stopper, dürfen höchstens 50 Zentimeter breit sein und müssen "unmittelbar an der Hauswand" aufgestellt sein. Dass das oft nicht so gehandhabt wird, weiß auch Norbert Jurczyk, stellvertretender Chef des zuständigen Amtes für Verkehrslenkung. Wenn seine Mitarbeiter wieder einmal auf die intern manchmal Kundenblocker genannten Stopper mitten auf dem Bürgersteig stoßen, stellen sie die einfach zurück an die Wand. "Nachhaltig" ist das kaum. "Es gibt immer wieder Auswüchse", stellt Jurczyk fest.

Auch Warenstände finden sich im Hauptstraßenzug - legal. Hier muss der Händler im Gegensatz zu den Stopper-Aktionen eine Erlaubnis der Stadt einholen. Die kostet nur ein paar Euro pro Quadratmeter und Monat. Bedingung: Eine Gehwegbreite von 1,50 Metern muss frei bleiben. Was dann im öffentlichen Raum im Hauptstraßenzug feilgeboten wird, ist von den städtischen Vorgaben unberührt. Da sei Geschmack nicht gefragt, heißt es aus dem Rathaus.

Die meisten Händler halten sich bei den Warenauslagen an die Vorgaben, betont Norbert Jurczyk. "Da gibt es zwar keine soziale Kontrolle. Aber doch die der Konkurrenten."

Heinz-Werner Tscheche, 2.Vorsitzender der Einzelhändler-Vereinigung City-Treff, hält die Stopper grundsätzlich für nützlich, böten sie doch die preiswerte Möglichkeit, Kunden zu informieren und zu umwerben. "Sie dürfen aber keinesfalls den Kunden im Wege stehen", so der Kaufhof-Chef. Auch er bekennt, die Vorgaben würden oftmals nicht befolgt. Ärgerlich dagegen sind für ihn die Warenauslagen. "Kleiderstände auf dem Gehweg - das ist ja nun wirklich nicht mehr zeitgemäß", sagt der Händler-Sprecher. Schließlich gelte es auch, am schönen Gesamtbild des Hauptstraßenzugs zu arbeiten.

Das will auch die Junge Union. Die "Flut von Werbeaufstellern" sei nicht nur optisch fragwürdig. "Sie schränkt auch Familien mit Kinderwagen oder kranke und alte Menschen erheblich ein", betont JU-Vorsitzender Thomas Kaumanns. Einen Antrag zu dieser Thematik hat der JU-Vorstand bereits vorbereitet. Er soll, so die Jungpolitiker, demnächst über die CDU-Fraktion in den Stadtrat eingebracht werden.