Pfarreiengemeinschaft klärt über den Heiligen Nikolaus auf

Mitglieder der Pfarreien in der Innenstadt hinterfragen den Weihnachtsmann.

Neuss. Der Slogan klingt salopp, die Sprache ist locker, auf würdiges Belehren wird verzichtet, und doch: Die Aktion der Pfarreiengemeinschaft Neuss-Mitte hat einen gar nicht spaßigen Hintergrund. Mit „Nikolaus-Erste-Hilfe-Sets“ werden Mitglieder des Pfarrgemeinderats am Freitag — dem Nikolaustag — durch die Innenstadt ziehen und die entsprechenden Faltblätter verteilen.

Sie setzen damit fort, was seit einigen Jahren unter dem Stichwort „Weihnachtsmannfreie Zone“, initiiert vom Bonifatiuswerk, begonnen hat: Den Weihnachtsmann als ein Produkt zu erklären, der wenig mit dem Nikolaus und noch weniger mit dem Weihnachtsfest zu tun hat.

Das Clemens-Sels-Museum hat vor wenigen Jahren die erstaunliche Mutation in einer wunderbaren Ausstellung präsentiert, und auch der heimische Theologe und Brauchtumskundler Manfred Becker-Huberti erläutert die Mutation: Die evangelischen Niederländer importieren ihren Nikolaus in die Neue Welt. Sinte Klaas wird zum Saint Claus und schließlich zu Father Christmas.

Aus dem Asketen Nikolaus in Bischofskleidung wird der pausbäckige Dicke — dank Coca-Cola, die ihn zu Werbezwecken nutzte, in den Firmenfarben rot und weiß. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrt er so nach Europa zurück und wird der Weihnachtsmann. Becker-Huberti erkennt aber zumindest noch eine kleine Verbindung zum Bischof, um den sich so viele Legenden ranken: Die Bommelmütze kann einen letzten Hinweis auf die phrygische Mütze des Bischofs hergeben, der — vielleicht — im 4. Jahrhundert in Myra in Kleinasien wirkte . . .

Mitra, Bischofsstab und goldenes Buch jedenfalls sucht man bei den aktuellen Niolaus-Weihnachtsmann-Zwitterfiguren meist vergebens. Die Mitglieder der Innenstadt-Pfarreien verteilen deshalb ein Bastelset, mit dem sich der Schokoladen-Weihnachtsmann in einen Nikolaus verwandeln lässt. Die Legende des Heiligen ist ebenfalls nachzulesen.

„Er war nicht irgendein Mann im roten Mantel. Der Heilige Nikolaus ist eine Symbolfigur der christlichen Werte und Patron der Kinder, Jugendlichen, Seefahrer, Kaufleute und Kornhändler“, sagt Initiator Thomas Kaumanns über die etwas ungewöhnliche Aktion. „All das wollen wir humorvoll, nicht mit erhobenem Zeigefinger an den Mann bringen.“

Manfred Becker-Huberti führt noch einmal auf den Kern der Verehrung. Besitz sei für den Heiligen Nikolaus ein Geschenk Gottes, das dann Früchte bringe, wenn man es weitergebe: „ Schenken heißt bei Nikolaus: den Weg zu Gott frei räumen.“