Polo: Hollywood-Star rockt in Jüchen

Bereits in jungen Jahren hat Kevin Costner Musik gemacht. Im Club Red Hot startete der Schauspieler, Sänger und Gitarrist nun seine Deutschlandtournee. 700 Fans waren entzückt.

Rhein-Kreis Neuss. Beim Auftritt von Kevin Costner und seiner Countryband "Modern West" sieht man zunächst den Staatsanwalt Jim Garrison aus dem Oliver Stone-Film "JFK", John Dunbar aus "Der mit dem Wolf tanzt" oder den Kennedy-Berater Kenneth O’Donnell aus dem Politthriller "Thirteen Days".

Doch ist diese Hürde erstmal überwunden, zeigt er sich: Es gibt einen Kevin Costner, der bislang auf keiner Leinwand zu sehen war. Und der macht fantastische Musik. Davon konnten sich die gut 700 Zuhörer bei Polo in Jüchen überzeugen.

"Ich war mir nicht sicher, ob jemand kommen würde", meinte der Mime bescheiden. "Wir spielen jetzt etwas Cowboymusik für euch, okay?" Cowboymusik, diesem Etikett werden die Stücke aus dem Debütalbum "Untold Truths" der Band kaum gerecht.

Die Musik mit richtigen Ohrwürmern wie etwa "Long hot night" ist eine kräftige Mischung aus Rock und Country weit jenseits der abgedroschenen "Country-roads-take-me-home"-Dudelei und klingt mal nach den Dire Straits, Bryan Adams, Bruce Hornsby oder Jackson Browne: Gradlinig ohne Wenn und Aber, ehrlich und handgemacht.

Dabei wirkt Costner im dunkelblauen Hemd und mit Gitarre auf der Bühne wesentlich jünger als die 54 Jahre, die er ist. Aufgeräumt plaudert er am Mikro und stellt jeden Song ausführlich vor, berichtet über den Zorn, der ihn gepackt habe angesichts der Unfähigkeit der amerikanischen Regierung, beim Hurrikan Catrina vor vier Jahren die richtigen Schritte einzuleiten. Das ist Thema des Songs "Five Minutes to America".

Doch ansonsten handeln die "Modern West"-Stücke tatsächlich meist von "Cowboy"-Motiven: Von Männern mit Beziehungsproblemen, Männern mit Alkoholproblemen und Männern mit Problemen mit sich selbst.

Seit 20 Jahren macht Costner Musik. Alle Titel des Albums stammen aus seiner eigenen Feder und beinahe hätte er die Musikerlaufbahn der Filmkarriere vorgezogen. Ein Treffen mit Produzent John Coinman vor gut drei Jahren ließ diese Idee wieder auferstehen. Seitdem gibt es Modern West.

"Ich hatte immer das Gefühl, auch auf diese Weise etwas mitteilen und weitergeben zu wollen", berichtet Costner. Das scheint gelungen, vom ersten Augenblick an hat er seine Zuhörer in Jüchen im Griff. "Leider spreche ich eure Sprache nicht", bedauert der deutschstämmige Schauspieler, der auch mit einer Deutschen verheiratet ist. "Aber ich bin jedes Mal beeindruckt, wenn ich nach Europa komme, und einfach von allen verstanden werde."

Dabei wollen die Zuhörer ihn gar nicht gehenlassen und erjubeln sich drei Zugaben, darunter eine rockige Version von "Hey, Mr. Tambourineman". Und als die Lichter im Foyer bei Polo angehen, ist ein zufriedenes Lächeln auf Costners Gesicht zu erkennen. Ein Lächeln, das bisher in keinem seiner Filme zu sehen war.

Kevin Costner und Band werden am 18. Oktober ein weiteres Mal in Jüchen zu hören sein. Doch auch dieses Konzert ist bereits ausverkauft. Noch im Oktober wird Costner in Mannheim auftreten.