Rhein-Kreis-Neuss: bdquo;Kirchenladen“ ist das Ziel
Gemeinden: Zahl der Austritte ist im Kirchenkreis Gladbach-Neuss noch „moderat“.
Rhein-Kreis Neuss. Die evangelische Kirche steht nicht nur, aber auch im katholisch geprägten Neuss vor schwierigen Zeiten. Die Zahl der Gemeindeglieder sinkt, die Gelder aus der Kirchensteuer fließen zunehmend spärlich.
"Es wird zu neuen Zuschnitten kommen", sagt Pfarrer Hermann Schenck, Superintendent des Kirchenkreises Gladbach-Neuss. In Kaarst ist eine Fusion von Gemeinden bereits beschlossen, an anderer Stelle sollen zunächst Kooperationen erprobt werden. Die Prognosen sind düster:
Bis 2030 rechnet die Evangelische Kirche in Deutschland mit einem Schwund der Gemeindemitgliederzahl auf zwei Drittel und mit einem Rückgang der Finanzen um die Hälfte.
"Anders als etwa in Wuppertal oder Duisberg ist der Schwund bei uns noch moderat", kommentiert Pfarrer Schenk die Entwicklung im Kirchenkreis. 2006 zählte man 142330 Gemeindeglieder. 672 Protestanten traten aus der Kirche aus, 390 aber traten wieder ein.
Das sei prinzipiell in jeder Gemeinde möglich, so Schenk. Eine eigene Wiedereintrittsstelle aber gibt es nur in der Gemeinde Rheydt. Sieben bis acht Menschen pro Monat treten hier wieder in die evangelische Kirche ein.
Wo es derartige offene Einrichtungen gebe, sagt der Superintendent, liege die Zahl der Wiedereintritte klar über der der Austritte, mehr als 50 Stellen gibt es im Einzugsbereich der Rheinischen Landeskirche. Pfarrer Hermann Schenk:
"Meist geht es beim Austritt um finanzielle Gründe. Kirche muss diese Menschen wieder mehr einladen und ermutigen." Dazu gehört der Anspruch, sich "nicht aus der Fläche zurückzuziehen: Wir wollen missionarisch Volkskirche sein."
Warum aber gibt es keine Wiedereintrittsstelle in Neuss? Der Superintendent des Kirchenkreises würde das nur begrüßen, doch das ist Sache der Gemeinden. In Neuss sind die vier Gemeinden zu einem Verband zusammengeschlossen.
Der Vorsitzende, Pfarrer Jörg Hübner, betont, Überlegungen gebe es schon seit geraumer Zeit. "Eine Anlaufstelle mit Café möglichst im Zentrum, in der man erzählen, sich austauschen kann - und auch wieder in die Kirche eintreten:
Ein solcher ’Kirchenladen’ ist unser Ziel. Das befürworte ich unbedingt." Bislang scheitere das Projekt allerdings an der Finanzierung. Hilfe von der Landeskirche sei dabei nicht zu erwarten.