Dormagen: Senioren wagen einen hitzigen Fußmarsch

Drei Bewohner eines Seniorenheims wollten von Dormagen nach Elsen – zu Fuß.

Dormagen. Ohne die Aufmerksamkeit eines Düsseldorfers hätte der Ausflug dreier Senioren böse ausgehen können. Die zwei Damen und ein Herr hatten sich in der Nachmittagshitze kürzlich auf den Weg gemacht.

Zunächst unbemerkt von den Mitarbeitern des Seniorenzentrums Markuskirche, denn dort fand zeitgleich nicht nur ein Gottesdienst mit vielen Besuchern statt, sondern auch das Café hatte zum ersten Mal wieder geöffnet.

In all dem Trubel waren die drei dementen Senioren, darunter eine Rollstuhlfahrerin, vermutlich durch den Notausgang unbemerkt verschwunden.

Im feinsten Sonntagsstaat, allerdings ohne Getränke oder Verpflegung, wollten sie den langen Weg bis nach Elsen bei Grevenbroich antreten. An der Ampel zwischen Horrem und Straberg stoppte sie nach fast zwei Kilometern zunächst eine Verkehrsinsel.

Ohne die abgesenkte Stelle zu bemerken, versuchten sie erfolglos, den Rollstuhl mit der mittlerweile schon sehr erschöpften Dame über die Randsteine zu hieven. Ein Düsseldorfer, der an der roten Ampel angehalten hatte, sprang hinzu, um zu helfen.

Während er das Trio über den Fußgängerüberweg begleitete, fragte er sie, wohin sie wollen. "Nach Elsen", lautete die selbstsichere Antwort der älteren Dame, die den Rollstuhl weiter schieben wollte, "immer die Straße lang."

Der Düsseldorfer gab sich zunächst mit dieser Antwort zufrieden und setzte seinen Weg fort. Nach einigen Kilometern hielt er jedoch an, um auf der Karte nachzuschauen, wie weit es von Dormagen nach Elsen ist. "25 Kilometer! Und das bei dieser Hitze! Das überleben die nicht", dachte der Mann, wie er der Redaktion später berichtete. Also fuhr er sofort zurück, um das Ausflugstrio aufzuhalten.

Weit war das zumindest nicht gekommen, aber der Zustand der Dame im Rollstuhl und des älteren Herrn hatte sich bereits verschlechtert. Als der Düsseldorfer die Rollstuhlfahrerin ansprach, fing sie sofort an zu weinen.

Der ältere Mann, den der Düsseldorfer sofort in den Schatten brachte, zeigte bereits erste Anzeichen von Vertrocknung, hatte aufgesprungene Lippen und konnte nur noch wenige Sätze verständlich sprechen. Etwas trinken wollte er jedoch nicht.

Ihren Namen und ihr Geburtsjahr 1926 wussten die drei, allerdings bestritten sie, in einem Pflegeheim zu wohnen, obwohl sie den mobilen Notrufsender noch um den Hals trugen.

Ein Anruf bei der Polizei sollte Hilfe bringen. Doch die Leitstelle in Neuss fühlte sich nicht zuständig. "Die Leute müssen doch selbst wissen, ob sie das schaffen", habe der zuständigen Polizeibeamte nur geantwortet, so der Düsseldorfer.

Glücklicherweise kam zufällig ein Polizeibeamter vorbei, der sofort anhielt, weil er den Ernst der Lage erkannte. "Den drei Ausreißern geht es mittlerweile wieder gut", bestätigt ein Mitarbeiter des Seniorenzentrums Markuskirche den glimpflichen Ausgang des Ausflugs.