Rheinisches Landestheater: Jean Paul Sartres „Das Spiel ist aus“

Das Rheinische Landestheater zeigt eine frische Inszenierung von Jean Paul Sartres „Das Spiel ist aus“.

Rheinisches Landestheater: Jean Paul Sartres „Das Spiel ist aus“
Foto: Hickmann/RLT

Neuss. Was wäre, wenn wir unser Leben noch einmal neu beginnen könnten? Würden wir alles anders machen oder uns entscheiden wie vorher? Jean Paul Sartre spielt diese Frage in seinem Stück „Das Spiel ist aus“ durch. Nun hat sich das Rheinische Landestheater des modernen Klassikers angenommen. Die Premiere am Samstag erntete verdienten Jubel.

Tatsächlich ist Regisseurin Caro Thiem und ihrer Truppe eine zeitgemäße Inszenierung gelungen. „Das Spiel ist aus“, 1943 geschrieben und vier Jahre später verfilmt, gilt als Meilenstein des 20. Jahrhunderts.

Und heute? Bringen die Neusser das Stück mit charmanter Musik auf die Bühne. Mit französischen Chansons sorgen ein Instrumentaltrio (Henning Beckmann, Wolfgang Proppe und Daniel Brandl) und Vokalist Rainer Scharenberg durchgehend für große Gefühle.

Das Bühnenbild ist bei aller Schlichtheit klug durchdacht: Bühnenbildnerin Stella Kasparek lässt die Schauspieler passagenweise gleichzeitig auf zwei mobilen Metallgestängen agieren, macht damit die simultane Darstellung verschiedener Schauplätze möglich.

Auf diese Weise gelingt es ihr, die Dynamik des Stücks einzufangen. Und die ist enorm: Da ist zum einen Pierre (André Felgenhauer), Anführer einer Verschwörergruppe, irgendwo in einem faschistischen Staat. Mit seinen Leuten plant er einen Aufstand, wird jedoch von einem Spitzel erschossen. Zur gleichen Zeit stirbt auch die wohlhabende Eve (Claudia Felix), vergiftet von ihrem Mann, dem Milizchef.

Sie treffen und verlieben sich erst im Leben nach dem Tod — vom Atheisten Sartre als Verwaltungssache dargestellt und in Neuss von einer bezaubernd-tuntigen Sekretärin bearbeitet (wieder: Rainer Scharenberg). Eve und Pierre sind füreinander bestimmt, haben sich jedoch wegen eines Verwaltungsfehlers nie getroffen. Deshalb bekommen sie eine zweite Chance: Für 24 Stunden dürfen sie in die Welt der Lebenden zurückkehren. Wenn sie ihre Liebe beweisen, dürfen sie weiterleben. Scheitern sie jedoch, sterben sie endgültig, müssen die Ereignisse in der Welt mit ansehen, ohne einzugreifen.

Pierre warnt die Revolutionäre vergeblich vor einer tödlichen Falle; Eve versucht, ihre kleine Schwester vor den Zudringlichkeiten ihres Witwers zu schützen. Die wahrhafte Liebe bleibt dabei auf der Strecke, und die beiden sterben endgültig.

Ein ernüchterndes Ende? Nicht unbedingt, wie die Neusser Inszenierung klar macht. Das Schlusswort gehört Eve und Pierre. „Kann man das Leben neu anfangen?“, werden sie gefragt. Ihre Antwort: „Versuchen Sie es einfach!“

“ Nächster Termin: heute, 20 Uhr, im Schauspielhaus Neuss

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