Neuss. Schrott gilt als Abfall - laut Gesetz. Werner Neumann ärgert das; er weiß es besser. Schott ist nicht nur Rohstoff, Schrott ist zunehmend zum begehrten Gut geworden. Im Hafen betreibt Neumann als Geschäftsführer der Giesen-Wekos GmbH einen großen Eisen- und Rohstoffhandel. Wenn man ihn Schrotthändler nennt, stört ihn das nicht. Er kennt den Wert des Gutes, mit dem er handelt.
Ein Lastwagen nach dem nächsten bringt Schrott auf das Gelände an der Duisburger Straße. Die Waage und die Messstelle auf Radioaktivität sind zu passieren, bevor es an die eigentlichen Schrottberge geht. Peinlich genau achten die Hütten- und Stahlwerke darauf, dass ihnen kein strahlendes Material geschickt wird; das könnte der ganzen Produktionsprozess lahmlegen.
Bei Giesen-Wekos stapeln sich zum Hafenbecken 3 hin die Schrotthaufen in einer (für den Betriebsfremden) verwirrenden Vielfalt. Mischschrott und Abbruchschrott aus der Industrie, Knüppelenden aus Stahl und Panzerketten, Kolbenringreste, Stahlschrott und ein Berg dünner Neubleche, Gussschrott, Gullideckel, die Reste einer 75 Tonnen schweren Welle.
Doch zwischen den Haufen unterschiedlichster Art und Größe, zwischen Baggern, Kränen und Lastwagen funktioniert die interne Logistik.
Im Zentrum steht die "Schere": Hier wird nicht gepresst wie früher beim Auto-Schrotthändler. Der angelieferte Schrott wird in der gewaltigen Maschine zwar verdichtet, dann aber mit einem Druck von 800 Tonnen geschnitten. Das Volumen reduziert sich dabei um zwei Drittel - und der Kunde, das Stahlwerk, kann immer noch überprüfen, was denn da eigentlich angeliefert wird.
Neumann unterscheidet zwischen "gutem Schrott", der kein Fremdmaterial enthält, und den vielen Formen des Mischschrotts. Die Panzerketten mit ihren Gummiresten sind nicht eben attraktiv, und so manche andere Lieferung muss getrennt und gesäubert werden.
Abnehmer sind die Stahl- und die kleineren Elektrostahlwerke; "Schrottfresser", wie Werner Neumann sie nennt. Der Weltmarkt ist in Bewegung, die Nachfrage ist extrem gestiegen, nicht zuletzt durch den Bedarf in China, die Preise haben angezogen - nicht nur für den Verkäufer, wie Neumann betont, sondern auch im Ankauf.
Attraktiv ist der Schrott so auch zunehmend für Kriminelle. "Wenn da am Wochenende einer kommt und sich ein Moniereisen klaut, macht uns das nicht arm", sagt Werner Neumann. Mit Schranken, Toren und Kameras aber schützt sich das Unternehmen gegen organisierte Banden, die per Lkw anrücken. Auch an der Duisburger Straße war das schonmal der Fall: Da haben eigene Mitarbeiter beim Aufladen geholfen . . .