Schützenglockenspiel wird nach einem Jahr Stillstand demontiert

Im Frühjahr soll das Glockenspiel wieder ins Vogthaus zurückkehren.

Neuss. Einmal nur ist das Neusser Regiment im Rückwärtsgang marschiert. „Das muss man sich mal zum Schützenfest vorstellen“, sagte gestern Michael Diekmann amüsiert, als er im Giebel des Vogthauses daran ging, das Schützenglockenspiel abzubauen. Im vergangenen Jahr wusste sich der Elektriker der Firma Korfhage und Söhne nicht anders zu helfen, als den Motor der defekten Anlage umzupolen und den Schützenzug, dessen Figuren zum Teil tagelang im Freien gestanden hatten, rückwärts in die Ausgangsstellung zu manövrieren. Dieser „Rückzug“ war für lange Zeit auch der einzige Umzug, denn seitdem steht das Schützenglockenspiel.

Heute können Interessierte nach langer Zeit zum ersten und vorläufig auch zum letzten Mal die Schützenfiguren wieder aus der Nähe sehen. Denn die Figurengruppen, die Diekmann und sein Kollege Helmut Beuershens gestern Stück für Stück von der Schienenbahn abgeschraubt haben, werden am Vormittag mit einem Hubsteiger aus dem Dachgeschoss gehievt und verladen. Bei der Firma Korfhage im westfälischen Melle, wo sie vor mehr als 40 Jahren entstanden, sollen sie generalüberholt werden.

Die Renovierung wird eine totale. Die 24 Bronzeglocken des Glockenspiels, das den Schützenzug begleitet, die Uhr, aber auch die Stahlschienen des Umlaufs samt Unterkonstruktion auf dem Balkon sowie der Motor werden ausgebaut und erneuert oder überholt. Im Innern werden vor allem Ketten, Spannräder, Laufrollen oder Schalter ausgetauscht. Mehr als 70 000 Euro wird das kosten. Knapp 60 000 Euro davon hat der Verkehrsverein in den vergangenen Monaten an Spenden eingeworben, berichtet Vorstandsmitglied Rolf Lüpertz. Die Restsumme kommt nun aus dem Innenstadtstärkungsfonds, in dem zehn Millionen Euro aus dem Grundstücksverkauf für das Höffner-Möbelhaus angelegt wurden.

Als Werbeträger in eigener Sache hatten einzelne Figuren schon einmal die Dachstube verlassen. Schützenkönig samt Edelknaben wurden zum Königsehrenabend in die Stadthalle gebracht, weil Markus Reipen, Schützenkönig des Jahres 2015, ihre Instandsetzung zahlen wird. Drei andere Figuren wurden an Partner des Verkehrsvereins als Schaufensterfiguren ausgeliehen. Danach kamen sie aus Gründen des Diebstahlschutzes wieder zurück ins Vogthaus.