Bauwerk im Neusser Stadtgarten Uralte „Elefantenbrücke“ könnte zu einem Denkmal werden
Neuss · Wissenschaftliche Untersuchungen haben das Alter des Bauwerks jetzt bestätigt.
(jasi) Aus einer persönlichen Erinnerung einiger Neusser ist nun wissenschaftliche Gewissheit geworden: Das liebevoll als „Elefantenbrücke“ bezeichnete Bauwerk im Stadtgarten ist über 100 Jahre alt. Dies lässt sich nach Untersuchungen des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland (LVR-ADR) nun bestätigen. Dem Fachamt für Denkmalpflege sind nach eigenen Angaben zwar bisher keine offiziellen Dokumente bekannt, die Aufschluss über das Errichtungsdatum der kleinen Brücke nahe der Stadthalle geben. Der Vergleich mit ähnlichen Brücken sowie die Einordnung in die Konstruktionsgeschichte lässt den Experten zufolge allerdings den Schluss zu, dass sie in der zweiten Hälfte der 1910er Jahre, wahrscheinlich kurz vor 1920, entstanden ist.
Seit dem späten 19. Jahrhundert seien immer mehr Bauwerke, insbesondere Brücken, in sogenanntem Stampfbeton errichtet worden. Brücken dieser Art aus den 1910er Jahren gebe es etwa in Hamburg oder Baden-Württemberg. Das Besondere bei der Neusser Brücke: Auf der Unterseite des Bogens sind Eisenstäbe als Bewehrung einbetoniert. Stabilisierungen dieser Art hat es laut LVR vermehrt seit der Zeit um 1900 gegeben, allerdings erst vereinzelt und eher selten im Brückenbau.
„Wir haben es hier in Neuss mit einem vergleichsweise frühen Brückenbauwerk in Eisen- beziehungsweise Stahlbeton zu tun. Die Elefantenbrücke ist damit ein frühes Beispiel für eine Konstruktionsweise, die das gesamte Bauwesen im 20. Jahrhundert und bis heute geprägt hat“, sagt Ralf Liptau, wissenschaftlicher Referent für Technik- und Industriedenkmäler beim LVR-ADR. Vergleichbare Brücken seien außerhalb von Neuss im Rheinland bisher nicht bekannt.
Zur Eintragung muss ein Verfahren durchlaufen werden
Die Elefantenbrücke sei zudem bedeutend für die Entwicklungsgeschichte der Stadt Neuss im frühen 20. Jahrhundert. Sie entstand demnach wohl als Zugang zum Alten und Neuen Stadtgarten. Die Grünanlagen waren bis 1908 in direkter Umgebung entstanden und Teil einer übergeordneten städtischen Grünzugplanung nach Plänen von Gartenbaudirektor Franz Kellermann, teilt der LVR mit.
Die Eintragung der Brücke in die Denkmalliste ist bei der Unteren Denkmalbehörde der Stadt beantragt. Das Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen sieht ein zweistufiges Verfahren vor, nach dem die Eintragung nach rein fachlichen Kriterien zu erfolgen hat. Fragen der Erhaltung werden auf dieser Grundlage in der zweiten Stufe behandelt. Das Thema beschäftigt auch die Politik: So hatte die „Fraktion Jetzt“ bereits beantragt, die Brücke in die Denkmalliste der Stadt eintragen zu lassen.