Stahl-Giganten halten eine Ewigkeit

Die Bagger im Braunkohle-Tagebau Garzweiler fressen sich mit einer beharrlichen Ruhe und Zielstrebigkeit durch die Gesteinsschichten. Einer seit 40, ein anderer sogar seit 50 Jahren.

Foto: RWE-Power

Grevenbroich. Fast eine Investition für die Ewigkeit ist ein Braunkohle-Tagebaubagger. Jahrzehntelang sorgen die stählernen Giganten für Kohle — damit die Kraftwerke von RWE Power stetig Nachschub erhalten. So mancher Koloss hat bereits den Tagebau überlebt, in dem er sich zuerst durch die Flöze gegraben hat. Im Tagebau Garzweiler stehen in diesem Jahr zwei runde Bagger-Geburtstage an: Bagger 285 ist seit 40 Jahren aktiv, sein etwas kleinerer Kollege, Bagger 262 — sogar seit einem halben Jahrhundert.

Wobei das Wort „klein“ in diesem Zusammenhang nicht ganz zutreffend ist. 64 Meter hoch und 180 Meter lang, wiegt der Koloss 7640 Tonnen. 110 000 Festkubikmeter Kohle vermag „262“ zu fördern — am Tag, versteht sich. 1966 wurde das Arbeitsgerät in Dienst gestellt — im Jahr der ersten großen Koalition in der Bundesrepublik Deutschland. Im Jahr 1993 „wanderte“ es vom Tagebau Fortuna-Garsdorf zu seinem neuen Arbeitsplatz im Tagebau Garzweiler. Eisenbahn, Landstraßen und die Erft mussten überwunden werden — ein Spektakel für etliche Zuschauer.

Mit 75 Metern Höhe und 210 Meter Länge noch eine Nummer größer ist Bagger 285, der 1976 im Tagebau Fortuna-Garsdorf in Betrieb ging — in dem Jahr wurde Jimmy Carter US-Präsident. Bagger 285 ist der Prototyp der geringfügig größeren Baggergeneration der 240 000er, die Zahl bezieht sich auf die Kubikmeter-Tagesleistung. Der Kurvenradius von Bagger 285 ist nicht gerade City-tauglich: 100 Meter..

Guido Steffen, RWE-Power-Sprecher

Das beachtliche Alter der Bagger ist kein Einzelfall, der „Methusalem“ im Revier ist seit 61 Jahren in Betrieb. „Grundsätzlich halten unsere Bagger so lange, weil sie gründlich gewartet und instandgehalten werden“, erklärt RWE Power-Sprecher Guido Steffen. „Trotzdem ist das hohe Lebensalter eine Leistung. Die Bagger arbeiten unter hoher mechanischer Belastung, rund um die Uhr, bei Wind und Wetter.“ Natürlich werden die Geräte auf modernem Stand gehalten — von der Leittechnik bis zu Installation von GPS und Automatik-Hilfen für den Baggerführer. Die spektakulärste Maßnahme der Instandhaltung ist der Wechsel des Schaufelrades alle 25 bis 30 Jahre.

Dafür, dass die Bagger jahrzehntelang reibungslos laufen, sorgen Menschen wie RWE-Mitarbeiter Pascal Klomfaß aus Rommerskirchen-Anstel. Der 19-Jährige arbeitet seit Juni als Jungfacharbeiter im Jahresvertrag in der Schaufelinstandsetzung im Technikzentrum Tagebaue in Frechen-Habbelrath, Zuvor hat er Industriemechaniker im Ausbildungszentrum Gustorf gelernt, nun „macht“ er den Techniker in Neuss. Klomfaß und seine Kollegen haben reichlich mit „Heavy Metal“ zu tun. Jeder der 18 Baggerschaufeln von „285“ fasst 7,3 Kubikmeter.

Mehr Informationen zum Tagebau Garzweiler im Netz:

bit.ly/2b47snS