DJK wirft Trainer und Sportlerinnen raus
Bei der DJK Rheinkraft Neuss brodelt es nach dem Rauswurf in der Leichtathletik-Abteilung.
Neuss. Die Entlassung eines Trainers sowie „Hausverbot“ für zwei Sportlerinnen sorgen in der Leichtathletik-Abteilung der DJK Rheinkraft Neuss für Aufregung. Für heute Abend wurde vom DJK-Vorsitzenden und Abteilungsleiter Guido Kluth kurzfristig eine Mitgliederversammlung anberaumt, wo es ab 18 Uhr laut Tagesordnung unter anderem um „Besondere Vorkommnisse“ gehen soll. Gerüchteweise soll es dort auch um ein Ermittlungsverfahren aus der Vergangenheit gegen einen Trainer gehen. Ebenso steht die Wahl des Abteilungsleiters auf dem Programm, wobei Kluth offen ließ, ob er kandidiert.
Nicht zuletzt die Umstände der Entlassung von Trainer Maximilian Rhine-Gritz sorgen für Wirbel. Nach Aussage von Rhine-Gritz sei ihm die Entlassung am Montagabend nach dem Training im Beisein einer Trainingsgruppe von Acht- bis Neunjährigen von Kluth mitgeteilt worden. „Kluth begründete dies damit, dass Erpressung nicht mit den christlichen Werten eines DJK-Vereins vereinbar seien.“ Rhine-Gritz hat gleichfalls „Hausverbot“ erhalten, das heißt, er darf die Ludwig-Wolker-Anlage nicht mehr betreten, und ihm wurde (mündlich) mitgeteilt, dass er aus dem Verein ausgeschlossen ist. Gleiches gilt auch für zwei Sportlerinnen, seine Tochter Isabelle (24) und Alexandra Selzer (21). Allen drei wurde vom Verein eine „Vereinbarung“ zugestellt. Darin sollen sie dieses „Hausverbot“ per Unterschrift bestätigen und „zukünftig über die Gründe für dieses Hausverbot Stillschweigen“ bewahren. Das gelte auch für das „Verbreitenlassen dieser Gründe durch Dritte“. Auch Isabelle Rhine und Selzer wurden ausgeschlossen. Vereinsvorsitzender Kluth bestätigte die Hausverbote und die „Enthebung des Trainers aus seiner Funktion“, wollte diesen Vorgang aber nicht kommentieren, „das besprechen wir erst intern“.
Was steckt dahinter? Es soll ein Treffen dieser drei (Vater und Tochter Rhine, Selzer) sowie einer weiteren Sportlerin mit dem Trainer gegeben haben, gegen den es im vergangenen Herbst ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach gegeben hat. Dieser Trainer sei von ihnen aufgefordert worden, so erklärte Rhine-Gritz (46), keine Gruppe mit weiblichen Minderjährigen mehr zu leiten und letztlich auch den Verein zu verlassen. Ansonsten würde man sich an die Elternschaft wenden.
Für Selzer, die als Deutsche Jugend-Vizemeisterin über 400 Meter 2013 eine der erfolgreichsten Läuferinnen der DJK in den vergangenen Jahren ist, ist dieses „Hausverbot“ und der Vereinsausschluss ein „unmögliches Vorgehen“, zumal es „dafür keine Begründung mir gegenüber gegeben hat. Ohne vorherige Anhörung und ohne inhaltliche Begründung wurde dieses Schreiben bei meinen Eltern in den Briefkasten geworfen. Ich kann nur spekulieren, ob es eine Retourkutsche ist“.
Inzwischen hat das Thema innerhalb der Leichtathleten und Eltern die Runde gemacht, „ich werde mit Fragen danach, was denn los sei, überhäuft“, sagt Isabelle Rhine. Für zusätzlichen Zündstoff will Thomas Liebrand sorgen, Vater einer jugendlichen Sportlerin im Verein. Er will heute Abend vom Vorstand wissen, „wieso der Trainer und die beiden Sportlerinnen mit Hausverbot belegt bzw. aus dem Verein ausgeschlossen wurden und wieso das — nicht konform mit den Statuten — ohne Begründung erfolgte?“ Völlig unverständlich ist für Liebrand auch, warum diese Maßnahmen ohne Rücksprache mit den Betroffenen vorgenommen wurden. Er liefert auch gleich eine Antwort mit: „Es entsteht der Eindruck, dass Personen durch ,die kalte Küche’ entsorgt werden sollen, die Verantwortung übernommen haben, indem sie den Trainer zum Verlassen aufgefordert haben oder verantwortlich für Anzeigen gegen ihn wegen sexueller Nötigung sind.“
Liebrand will sich zusammen mit anderen dafür einsetzen, dass die drei „geschassten“ Personen heute Abend Rederecht erhalten. Selzer kündigte an, heute Abend die Versammlung besuchen zu wollen und dort im Rahmen eines Statements ihrerseits den Austritt aus dem Verein zu verkünden.