Stationen der Zonser Geschichte

Einmal im Monat führen erfahrene Stadtkenner durch die alte Zollfeste und erzählen Wissenswertes aus vergangenen Zeiten.

Zons. Proper glänzen die Bronzeschweine am Zonser Schweinebrunnen in der Sonne. Ihre Rücken sind blank von den Hosenböden unzähliger Besucher der Altstadt geputzt. Eine halbe Million sind es jedes Jahr, die das kleine Städtchen aufsuchen - ebenso viele wie sich Loch Ness oder das historische Troja ansehen.

Wer als Gruppe einen Tagesausflug in das "rheinische Rothenburg" startet, kann bei der Tourist-Info einen Stadtführer buchen, der tagsüber oder auch nachts als Nachtwächter die vielen historischen Gegebenheiten rund um die mittelalterlichen Gemäuer zum Besten gibt.

Wer sich spontan und ohne Voranmeldung für eine Führung interessiert, der kann jeden ersten Sonntag im Monat an einer öffentlichen Führung teilnehmen. Die Teilnahme lohnt sich auch für Zonskenner, denn die erfahrenen Stadtführer erzählen viel Geschichte und viele Geschichten über Vergangenes und vergessene Gebäude. Dazu gehören auch Gerüchte. "Ich sage immer dazu, wenn etwas unbestätigt Historie ist", versichert Guido Schenk den Teilnehmern am Stadtrundgang.

Das prägnante viereckige Bauwerk gehört zu den höchsten der Altstadt und vereint zugleich die wichtigsten Stationen Zonser Geschichte in sich. Der 26 Meter hohe Turm wurde 1388 erbaut, kurz nachdem Erzbischof Friedrich von Saarwerden begonnen hatte, das Fischerdorf Zons zur Einholung des Rheinzolls zu nutzen und innerhalb von 20 Jahren als Festungsanlage auszubauen.

Der Turm wurde genutzt, um die Einnahmen zu schützen, die den Besatzungen der Schiffen abgeknöpft wurden. 20000 Goldgulden waren das pro Jahr, erklärt Stadtmarketingchef und Stadtführer Guido Schenk. Wie viel das ist, wird deutlich, wenn man weiß, dass für einen Goldgulden drei Schweine oder 26 Gänse gekauft werden konnten.

Zoll und Verteidigung - zwei wichtige Themen, die während eines Rundgangs durch die Stadt stetig präsent sind. Die Altstadt ist umschlossen von einer hohen Mauer, gesichert durch Wachtürme und Schießscharten.

Ein 1100 Meter langer Fußweg führt um die Mauer der etwa 260 mal 310 Meter großen Altstadt herum. Nur zwei Zugänge, das Feldtor im Süden und das Rheintor im Norden gab es in früheren Zeiten auf der Landseite. Ein kleiner Durchgang im Osten und das Südtor liegen direkt am früheren Rheinbett.

Die Rheinzölle waren bis zur Zeit der Dampfschiffe im 19. Jahrhundert die wichtigste Einnahmequelle der Stadt. Im 20. Jahrhundert begann der Tourismus die Stadt zu bereichern, gefördert durch die zahlreichen Maler der Düsseldorfer Kunstschule, die die Stadt hundertfach als Motivgeber nutzten.

Vom Rheintor aus führt der Weg in die Stadt an den ältesten Häusern der Altstadt vorbei. Sie entstanden 1620 nach dem dritten und letzten großen Stadtbrand innerhalb von 150 Jahren, währenddessen alle älteren Häuser zerstört wurden.

Zwar wurde Zons von politischen Feinden niemals eingenommen, aber von natürlichen Feinden wie dem Hochwasser und verheerenden Bränden, wie Guido Schenk erklärt. An schmucken Gasthäusern mit teils jahrhunderte alter Tradition führt der Weg vorbei bis zum Schloss Friedestrom. Das Schloss, das eigentlich eine Burg ist, bekam seinen Namen von seinem Erbauer, Friedrich von Saarwerden, und dem nahen Rheinstrom.

Vom Schlossgelände, auf dem heute das Kreismuseum, das Kreisarchiv und das Internationales Mundartarchiv "Ludwig Soumagne" untergebracht sind, gelangt man in den Schlossgarten und von dort durch das an den Wochenenden geöffnete Südtor. Zwei Zugbrücken und Wassergräben sicherten in früheren Zeiten diesen Zugang.

Heute finden vor den Toren auf einer Freilichtbühne Aufführungen von Märchen und Konzerte statt. An der südlichen Spitze der Altstadt, aus einem ehemaligen Wachturm erbaut, steht die alte Mühle. Die Holländergaleriemühle, die 1477 erstmals als Mühle erwähnt wird, gehört zu den Wahrzeichen der Stadt.

Bis 1907 wurde hier das Getreide der Stadt gemahlen. Mit dem Juddeturm, der ein elf Meter tiefes Verlies verbirgt, und der St. Martinuskirche ist die Mühle ein prägnantes Element der Stadtsilhouette. Der Turm ist übrigens nach der einflussreichen Kölner Patrizierfamilie Judde benannt.

Nach einem Schlenker zum Krötschenturm und dem kaum bekannten Hospitalplatz an der westlichen Spitze der Altstadt führt der Rundgang die Gruppe zurück zum Rheinturm.