Wieder Mücken in Allrath
Es scheint wieder ein Mückensommer zu sein: Die Tiere haben sich stark vermehrt. Der Erftverband will Abhilfe schaffen.
Grevenbroich. "Alle Jahre wieder", mögen die Allrather Bürger in diesen Tagen entnervt denken und zu jeder Uhrzeit mit zusammengerollter Zeitung den Plagegeistern hinterherjagen. Bereits 2006 und 2007 hatte das Regen-Rückhaltebecken, das der Erftverband von der Stadt übernahm, viele der lästigen Insekten angezogen. Auch jetzt sind in Allrath wieder vermehrt Mückenschwärme zu beobachten.
"Es gibt wieder eine neue Massenentwicklung", sagt Udo Rose vom Erftverband über die Tiere und erklärt: "In den vergangenen Monaten hat es heftig geregnet, und das ganze Wasser konnten unsere Pumpen nicht bewältigen."
Die Pumpen, von denen der Biologe spricht, sind eine Schutzmaßnahme: Wenn das Fassungsvermögen des Allrather Rückhaltebeckens überschritten wird, fließt das überschüssige Wasser in vier biotopähnliche Tümpel.
"Die Tümpel trocknen zwar in wenigen Tagen wieder, diese Zeit reicht jedoch für die Entwicklung der Mücken ohne weiteres aus", sagt Rose. Damit die Biotope schneller austrocknen, wurden in den Tümpeln Wasserpumpen installiert.
Das mit Abwasser gemischte Wasser des Beckens bietet den Mücken viele Nährstoffe. Fische und Libellen können sich in der kurzen Austrocknungszeit nicht ansiedeln. Ein zweiter Vorteil für die Mücken, denn dadurch haben sie nur wenig Feinde.
Im vergangenen Jahr hatten viele Bürger das vermehrte Auftreten der Mücken beklagt. Die Stadt sah Handlungsbedarf und sprühte damals einen biologischen Wirkstoff aus Eiweiß auf die Tümpel. "Das hat im vergangenen Sommer recht gut funktioniert, deshalb wurde dieses Mittel vor etwa zwei Wochen nochmal aufgetragen", sagt Udo Rose.
Gefährlich sei das Mittel für Menschen nicht. Aber leider auch nicht für die Mücken - jedenfalls nicht für ausgewachsene. "Diese ernähren sich ja überwiegend von Blut", erklärt Rose und ergänzt: "Aber die Larven nehmen den Wirkstoff auf und sterben daran." Weil Mücken etwa sechs Wochen alt werden, müssen die Allrather also noch eine Weile mit den Stechplagen auskommen.
Zumindest für die Zeit nach dem natürlichen Ableben der bereits ausgewachsenen Tiere ist aber Besserung in Sicht. So werden in den nächsten Tagen weitere, leistungsfähigere Pumpen in die Tümpel eingebaut, sodass angestautes Wasser noch schneller beseitigt und den Mücken ihr Lebensraum genommen wird.
"In der Vergangenheit war eine der Pumpen verstopft, weshalb das Wasser nicht so schnell absickern konnte", sagt Norbert Wolf vom Fachdienst Umwelt. Langfristig setzt man in Sachen Mückenbekämpfung auf eine natürlich-biologische Maßnahme.
"Vielleicht, werden wir das ganze Jahr Wasser in den Becken lassen. Dann siedeln sich auch Libellen an, die die Fliegenlarven auffressen", erklärt Wolf. Auch eine gegen Verschmutzungen resistente Fischart überlege man als Feinde der Mücken in die Gewässer einzusetzen - zum Beispiel den Stichling.
Trotz der Mückenplage gibt es Trost für die Allrather: Zumindest die zahlreichen Fliegen aus den vergangenen Jahren sind weg. Die Landwirte in dem Ort verzichten auf die Verwendung von Hühner-Trockenkot. Der wurde meistens aus den Niederlanden angeliefert und war in der Vergangenheit teilweise stark verunreinigt und mit Fliegenlarven durchsetzt.