Stockschläge: Vater erstattet Anzeige

Der Vater eines Schülers (7) wirft der Sebastianus-Schule Verletzung der Aufsichtspflicht vor.

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Holzbüttgen. Der Vater eines Siebenjährigen erhebt schwere Vorwürfe gegen die Sebastianus-Schule: Die Lehrkräfte sollen ihre Aufsichtspflicht verletzt haben, als sein Sohn auf dem Schulhof verprügelt worden sei. Der Junge, ein extremes Frühchen, dessen geistige Entwicklung beeinträchtigt ist, erlitt eine Gehirnerschütterung. Der Vater hat Anzeige gegen die Sebastianus-Schule erstattet. Sein Vertrauen in die Schule ist so stark erschüttert, dass er sich nach einer anderen Schule umsieht.

Anette Stauche, Schulleiterin

Der Vorfall liegt mehr als zweieinhalb Monate zurück, doch wenn Marijan Ristic schildert, was seinem Sohn aus seiner Sicht im November auf dem Gelände der Sebastianus-Schule zugestoßen ist, klingt er immer noch aufgeregt: Der Siebenjährige sei mit einem Stock geschlagen worden, die Lehrer hätten sich nicht um den Jungen gekümmert. Als er den Kleinen nach Unterrichtsende vom Schulbus abgeholt habe, sei er „in meinen Armen wie tot“ gewesen, berichtet er aufgebracht. Im Neusser Lukaskrankenhaus, wo das Kind über Nacht zur Beobachtung bleiben musste, wurde eine Gehirnerschütterung diagnostiziert.

Das bestätigt auch Ulrich Plöger, Schulrat beim Rhein-Kreis Neuss, der Träger der Schule mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung ist. Marijan Ristic suchte das Gespräch mit der Schule, wie er weiter erzählt, wollte eine Entschuldigung. Statt dessen habe er eine Einladung zu einem Treffen mit Schulleitung und Schulrat erhalten, berichtet der Meerbuscher, der schließlich im Dezember bei der Kripo Strafanzeige gegen die Schule stellte. Diese liegt inzwischen bei der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, wie Dezernentin Dorit Waligura bestätigt: „Wir prüfen das, es gibt noch keine Abschlussentscheidung.“

Schulleiterin Anette Stauche möchte sich zu dem schwebenden Verfahren nicht weiter äußern. Was dem Jungen widerfahren sei, „tut uns unendlich leid“, versichert sie, „und das haben wir auch dem Vater mehrfach mitgeteilt“. Was genau geschehen ist, konnte offenbar nicht mehr rekonstruiert werden.

Ulrich Plöger, Schulrat

„Aufgrund der Vorwürfe haben wir sofort die Schulaufsicht informiert — auch, um zu zeigen, dass wir das sehr ernst nehmen“, sagt Stauche.

Schulrat Plöger zeigt Verständnis für die Reaktion des Vaters: „Das ist tragisch“, sagt er. Trotz intensiver Recherche habe nicht ermittelt werden können, wann und wie der Junge verletzt worden sei. Den Vorwurf, niemand habe sich des Jungen angenommen, weist er zurück. „Eine Lehrkraft hat sich um ihn gekümmert, und er hat signalisiert, dass bis auf eine Schramme an der Wange alles in Ordnung war“, gibt Plöger wieder, was er zusammengetragen hat. „Für mich war vor allem wichtig, dass die Aufsicht in jedem Fall gewährleistet war“, betont er.

Obwohl es seither keine weiteren Vorkommnisse mehr gegeben hat, lässt die Angst um seinen Sohn den Vater nicht los. Sein Vertrauensverhältnis zur Schule ist offenbar so zerrüttet, dass er auf der Suche nach einer anderen Schule ist. Ulrich Plöger hat seine Hilfe angeboten: „In der kommenden Woche führen wir dazu Gespräche“, kündigt er an.