Verwaltung will Haus für Flüchtlinge am Bahnhof
Grevenbroich. Die Stadtverwaltung hält am Bau einer mehrgeschossigen Unterkunft für bis zu 120 Asylbewerber am Bahnhof fest. Bürgermeister Klaus Krützen will am Donnerstag die Genehmigung des Stadtrats einholen, um die bereits begonnenen Planungen fortsetzen zu können.
Das Projekt ist umstritten. Mehrere Politiker hatten sich im Vorjahr gegen einen Festbau ausgesprochen, stattdessen soll auf dem freien Grundstück an der Merkatorstraße ein Wohncontainer für 30 Menschen errichtet werden. Doch diese Anlage sei wirtschaftlich nicht darstellbar, weil sie mit hohen Kosten für den Lärmschutz verbunden ist, argumentiert nun Krützen.
Aktuell laufen im Rathaus die Vorbereitungen für Containerdörfer an der Gilbachstraße (100 Personen) in Grevenbroich und an der Konrad-Thomas-Straße (160 Personen) in Elsen. Darüber sind Leichtbauhallen (Zelte) für 160 Asylsuchende am Hagelkreuz geplant; auch ein Gelände am Mühlenhof in Neukirchen soll für Unterkünfte zur Verfügung gestellt werden. Zudem bemühe sich die Verwaltung, so Krützen, intensiv darum, weiteren Wohnraum für Flüchtlinge mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit anzumieten.
„Da derzeit davon ausgegangen werden muss, dass der Zustrom von durchschnittlich rund 50 Asylbewerbern pro Woche weiter anhält, reichen die Kapazitäten nicht aus“, so der Bürgermeister. Heißt, es müssten neue Quartiere geschaffen werden, langfristig auch in Massivbauweise. Dafür sei insbesondere das freie Grundstück an der Merkatorstraße geeignet — es sei „außergewöhnlich gut“ an den Nahverkehr angebunden, Schulen und Kindergärten seien in der Nähe, ebenso Einkaufsmöglichkeiten und Grünanlagen. Neben Wohnräumen für bis zu 120 Menschen sollen am Bahnhof auch Unterrichts- und Aufenthaltsräume entstehen.
Zur Flüchtlingssituation hat die FDP einen mehrseitigen Antrag im Rathaus eingereicht. Darin macht Fraktionsvorsitzender Markus Schumacher deutlich, dass zunehmend der Eindruck entstehe, dass alle Flüchtlinge im Süden der Stadt untergebracht würden — und weitaus weniger im Norden. Es „herrscht großer Unmut in der Bevölkerung, da sie die Verteilung als ungerecht empfindet“, so die FDP. Um Integration möglich zu machen, müsse die Zahl der Flüchtlinge in den Orten vertretbar bleiben.
Schumacher fühlt sich zudem schlecht von der Stadt informiert: Über den Container-Standort am Langer Weg in Gindorf sei die Politik erst spät, von der Unterkunft im Gustorfer Bahnhof gar nicht informiert worden.