Stadtwerke-Chef Heinz Runde bleibt im Amt
Eine knappe Mehrheit lehnte in der Gesellschafterversammlung eine Abberufung ab.
Neuss. Stadtwerke-Geschäftsführer Heinz Runde bleibt im Amt. Doch anders als noch vor eineinhalb Jahren, als die Korruptionsvorwürfe und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wuppertal gegen ihn schon einmal Sondersitzungen der Aufsichtsgremien nötig machten, fiel die Entscheidung für den unter Korruptionsverdacht stehenden Manager am Freitag denkbar knapp aus. Der von Bürgermeister Reiner Breuer gestellte Antrag auf Abberufung des 66-Jährigen verfehlte in der geheim tagenden Gesellschafterversammlung nur hauchdünn eine Mehrheit. Sieben Stadtverordnete stimmten dafür, Runde aus dem Amt zu entfernen, acht dagegen. Drei enthielten sich der Stimme.
Im Frühjahr 2014 hatte es erste Durchsuchungen bei den Stadtwerken sowie staatsanwaltliche Ermittlungen gegeben, die sich im Kern gegen die Person des Geschäftsführers richteten. Damals beauftragte die Gesellschafterversammlung eine Sonderuntersuchung durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Weil die im Ergebnis keine Anhaltspunkte für Korruption fand, sah das Gremium keine Veranlassung, arbeits- oder zivilrechtliche Schritte gegen Runde einzuleiten. Danach wurde es still um den Fall, bis Anfang Dezember erneut Fahnder von Polizei aber auch Finanzamt unter anderem das Privathaus Rundes durchsuchten. Dort zumindest wurde nichts gefunden, so dass Rundes Anwältin Anne Wehnert die Vorwürfe falsifiziert sah.
Der Aufforderung, sich zu den nach Darstellung der Staatsanwaltschaft „erhärteten Vorwürfen“ zu äußern, kam Runde nach und legte den Aufsichtsgremien zum verabredeten Termin eine umfangreiche Stellungnahme vor. Inhalt: Runde weist alle Anschuldigungen zurück. Er habe sich nichts vorzuwerfen.
Diese Stellungnahme wurde erst in den gemeinsamen Sitzung der Aufsichtsräte der Stadtwerke-Holding, sowie ihrer Töchter Energie und Wasser, Neusser Bäder und Eissporthalle und der Verkehrs und Service AG diskutiert. Runde nahm erst an der Sitzung teil, wurde dann aber aus dem Saal komplimentiert. Nach Abschluss der Beratungen entschieden die Gremien, den Fortgang der staatsanwaltlichen Ermittlungen abzuwarten. Eine Bewertung könne erst nach Vorlage neuer Erkenntnisse erfolgen. Diese lägen auch deshalb nicht vor, weil das Unternehmen keine Akteneinsicht nehmen durfte.
Das wiederholte Stadtwerke-Anwalt Matthias Dann auch in der anschließenden Gesellschafterversammlung, wo er den Stand der Ermittlungen darlegen sollte. Weil die strafrechtliche Relevanz der Vorwürfe daher nicht nachvollzogen werden kann, kam auch ein arbeitsrechtliches Gutachten zu keiner eindeutigen Empfehlung. Zum, so hieß es, „jetzigen Zeitpunkt“ zumindest nicht. Auf Bitten des Bürgermeisters trug auch der Korruptionsbeauftragte Klaus Kokol die Ergebnisse eigener Ermittlungen in dieser Sache vor. Sitzungsteilnehmer sprachen von einem betroffen machenden Vortrag. An dessen Ende habe auch Kokol eine Abberufung empfohlen.