Vorsitzender der DJK Rheinkraft legt alle Ämter im Verein nieder

Gegen ihn war 2015 wegen sexueller Belästigung ermittelt worden.

Neuss. Der erste Vorsitzende der DJK Rheinkraft, gegen den 2015 ein Ermittlungserfahren wegen sexueller Belästigung nach Zahlung einer Geldauflage eingestellt wurde, hat all seine Ämter im Verein niedergelegt. Dies teilte Peter Orth, zweiter Vorsitzender der DJK Rheinkraft, mit. Er leitet den Verein nun kommissarisch. Bereits am vergangenen Sonntag hatte der geschäftsführende Vorstand getagt, um die Situation aufzuarbeiten.

Peter Orth, kommissarischer Leiter des Vereins

Einen Tag später habe der erste Vorsitzende, zudem Leiter der Abteilung Leichtathletik, erklärt, all seine Ämter und Funktionen niederzulegen, um dem Verein keinen weiteren Schaden zuzufügen, erklärte Orth. Diese Entscheidung wurde am Dienstagabend auf einer erweiterten Vorstandssitzung kommuniziert. Der Deutsche Gehörlosensportverband hatte am Montag mitgeteilt, die bevorstehende EM nicht mit dem nun ehemaligen DJK-Vorsitzenden als Trainer zu bestreiten. Nach dem Turnier wolle man sich zusammensetzen.

Im Herbst 2015 hatte sich die DJK- Sportlerin Alexandra Selzer für eine andere Sportlerin bei der Polizei erkundigt, was man machen kann, wenn eine Athletin von einem Trainer sexuell belästigt worden ist. Danach leitete die Polizei ein Ermittlungsverfahren gegen den Beschuldigten wegen „sexuellen Missbrauchs einer Schutzbefohlenen“ ein. Die damals 15 Jahre alte Betroffene, für die sich Selzer einsetzte, bestätigte den Übergriff. Für den Zeitraum der Ermittlungen wurde der Vorsitzende beurlaubt. Nach Einstellung des Verfahrens war er schließlich als Vorsitzender wiedergewählt worden. „Über den genauen Sachverhalt wussten wir nicht Bescheid. Lediglich über die eingestellten Ermittlungen“, sagt Orth. Im Juli dieses Jahres stellte schließlich eine weitere DJK-Sportlerin Strafanzeige gegen den Vorsitzenden. Der Fall war bei der Staatsanwaltschaft Essen anhängig, die von „Beleidigung auf sexueller Grundlage“ sprach. Der Fall ist allerdings verjährt.

Sowohl die Sportlerinnen Isabelle Rhine, Alexandra Selzer als auch Trainer Maximilian Rhine-Gritz wollten den Beschuldigten nach eigenen Angaben in einem Gespräch dazu bewegen, sich aus dem Trainingsbetrieb mit Mädchen zurückzuziehen und mittelfristig den Verein zu verlassen. Sonst wolle man an die Öffentlichkeit gehen. Der Verein wertete dies offenbar als Erpressung und sprach ein Hausverbot gegen Selzer, Maximilian Rhine-Gritz sowie seine Tochter Isabelle aus.

Selzer ist bereits aus dem Verein ausgetreten. Maximilian Rhine-Gritz und seine Tochter Isabelle sind nach der Amtsniederlegung des Vorsitzenden bereit, im Verein zu bleiben. „Wenn das Hausverbot gegen uns aufgehoben wird und sich der Vorstand bei uns entschuldigt“, sagt Isabelle Rhine. Die Entscheidung des Vorstands steht aus. „Die beiden Personen werden zeitnah kontaktiert und angehört“, sagt Orth, der von einem „Schaden für den Verein“ spricht. Im Verein werde man jedoch alles dafür tun, diesen Schaden aufzuarbeiten. Das Amt des ersten Vorsitzenden soll möglichst bald neu besetzt werden.