Zahl der Martinszüge in Neuss nimmt zu
Auch in Ortsteilen, in denen viele Menschen nicht-christlichen Glaubens wohnen, ist weiterhin von St. Martin und nicht von Lichter- oder Laternenfest die Rede.
Neuss. In Neuss ist die Türkollekte als Finanzierungsquelle für den St.-Martinszug des St.-Martins-Komitees Neuss-Altstadt, dem mit allein 1000 angemeldeten Schülern größten Lichterzug der Stadt, völlig zusammengebrochen. Als Gründe dafür nennt Komitee-Präsident Philip Benning eine nachlassende Unterstützung der Schulen bei diesem Werben, vor allem aber die Tatsache, dass die Kinder heute aus dem ganzen Stadtgebiet zu den Grund- und weiterführenden Schulen in der Innenstadt strömen und im Quartier fremd sind.
In den Ortsteilen funktioniert dieses Modell zur Finanzierung des Zuges und der Tüten, mit denen die Kinder anschließend beschenkt werden, dagegen noch. Dort setzen sich oft eigene Komitees unter dem Dach von Schützenvereinen oder Bruderschaften für die Pflege dieses Brauchtums ein. In Uedesheim geht heute die Haussammlung zu Ende, in Gnadental schließt der Bürger- und Heimatverein diese Arbeit am Mittwoch als letzter Verein in Neuss ab. Und noch am Abend des gleichen Tages beginnen dann die Martinsumzüge.
Deren Zahl nimmt noch zu, sagt ein Sprecher der Stadt mit Blick auf 29 angemeldete Umzüge. Zu den Gründen dafür hat Komitee-Präsident Benning zumindest eine Vermutung: Der steigende Anteil von Kindern nicht-christlicher Religionszugehörigkeit macht es einzelnen Schulen schwer, die Teilnahme der gesamten Schule an einem großen Ortsteilumzug zu organisieren. Genau aus diesem Grund hat sein Komitee Neuss-Altstadt eine Innenstadt-Schule verloren. „Die machen jetzt etwas eigenes Kleines“, sagt er.
Das Phänomen, dass mancherorts — wie etwa in Düsseldorf — diese Entwicklung zur Umbenennung der St.-Martins-Züge in Lichter- oder Laternenfest führt, hat Neuss noch nicht erreicht. Selbst in Ortsteilen mit hohem Ausländeranteil wie Derikum oder dem Barbaraviertel wird von Martinszügen gesprochen, gehören Martinsfeuer, Martinslieder und Mantelteilung zur Feier.
Helfer und Musiker zu finden, die diese Veranstaltungen begleiten, ist in Neuss auch noch kein Problem. Die im Vorjahr geführte Diskussion, ob die Polizei diesen Dienst noch leisten kann, hatte am Ende zu keinem anderen Ergebnis geführt, sagt Benning. Sein Komitee bietet am 10. November selbst zehn Helfer auf, die Jugendfeuerwehr ist dabei, ebenso das DRK. „Die helfen uns noch für Qne Tüte“, sagt Benning — der diese dank vieler Spenden von Unternehmen auch bezahlen kann.