Zog-Zog-Versammlung ist sich einig
Auch in diesem Jahr werden wieder rund 8000 Schützen und Musiker durch die Neusser Straßen marschieren. „Bürger und Bürgerssöhne“ votierten einstimmig für das Schützenfest.
Neuss. Die wichtigste Nachricht zuerst: Das Neusser Schützenfest ist gesichert. Vom 25. bis zum 28. August werden wieder annähernd 8000 Schützen und Musiker durch die Straßen der Stadt marschieren. Das ist seit Samstag beschlossene Sache. Um 20.02 Uhr stellte Präsident Martin Flecken fest, dass die „Bürger und Bürgerssöhne“ ohne Gegenstimme für die Austragung des Heimatfestes votiert haben. Unter „Zog-Zog“-Rufen der 400 Teilnehmer präsentierten Flecken, Oberst Walter Pesch und Bürgermeister Reiner Breuer das erste Kirmesplakat. In Neuss hat die vorschützenfestliche Zeit nun offiziell begonnen.
Tradition und Satzung wollen es so. Alljährlich sechs Wochen vor dem Termin am letzten August-Wochenende sind die männlichen Einwohner der Stadt aufgerufen — sofern sie älter als 18 Jahre sind —, über die Austragung des Festes zu entscheiden. Sie tun dies in der Bürgerversammlung und in dem sie auf die „Kardinalfrage“ mit „Zog-Zog“-Rufen antworten.
So war es auch am Samstag — es war wie immer und doch neu. Denn mit Martin Flecken feierte der neue Schützenpräsident seine Premiere als Leiter einer der drei großen Versammlungen vor dem Schützenfest. Oberstehrenabend (4.) und Königsehrenabend (11.) folgen noch im August. Flecken erfüllte seine Aufgabe routiniert und setzte doch behutsam persönliche Akzente. Es gab mehr Musik, die das Auditorium zum Mitsingen animierte — was die Schützen noch annehmen müssen — und es gab mehrmals eine dreiminütige Pause „zum Klönen“ Mit dieser Änderung in der Regie möchte Flecken erreichen, dass den Rednern mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ein Ansatz, der am Samstag durchaus erfolgreich war. Daher wird Flecken das Experiment an den kommenden Ehrenabenden fortsetzen.
Flecken war mit seinem ersten großen Auftritt als Versammlungsleiter zufrieden: „Keine Gegenstimme in der Schützenfest-Abstimmung ist doch ein guter Start für mich.“ In der Tat, denn in den vergangenen Jahren hatte es immer wieder die eine oder andere Gegenstimmung gegeben.
In seiner „Zog-Zog“-Rede skizzierte Komiteemitglied Mario Meyen das Bild von einem freudlosen Neuss, wenn das Fest nicht stattfinden würde. Das tat er offenbar so überzeugend, dass seine Frage am Ende des Vortrags einhellig beantwortet wurde: „Zog! Zog!“
Rekelwürze brachte später Bürgermeister Reiner Breuer in die Stadthalle. Er wurde dabei von Mitgliedern des Hauptausschusses begleitet. Durchaus keine Selbstverständlichkeit, denn das Komitee hatte ursprünglich entschieden, auf eine Einladung an die Stadtverordneten zu verzichten. Erst nach einem „Gipfeltreffen“ zwischen Bürgermeister und Schützenpräsident korrigierte das Komitee seinen Beschluss. Breuer sprach in seiner Rede von „friendly fire“ und von „Waffenruhe“, um dann aber doch dem Komitee eine Denksportaufgabe zu verpassen. Angesichts der unübersehbaren leeren Stühle im Saal sollten die Schützenoberen nicht Gäste ausladen, sondern lieber überlegen, wie sie mehr Neusser in die Stadthalle locken.
Der Bürgermeister versprach den Schützen Aufmerksamkeit und Hilfe. Er sehe sich in „konstruktiven Gesprächen“ mit dem Präsidenten.