Früh begann der letzte Schultag für die Abiturjahrgänge: Schon um 6.30 Uhr standen die ersten Schlümpfe in der verbarrikadierten Eingangshalle des Goethe-Gymnasiums. Beim Freien Christlichen Gymnasium in Reisholz wird am Morgen ein Pferdeanhänger vor dem Haupteingang platziert. Für die Schüler am Goethe-Gymnasium heißt das Abi-Motto „PAbi-Schlumpf“. Mit Wasserpistolen verteidigen sie zum Unterrichtsstart ihr Gymnasium gegen die möglichen Eindringlinge.
„Das ist echt kreativ, drinnen spielt schon Musik und nachher gibt’s Spiele auf dem Schulhof“, sagen Lola, Viola und Coco, die vor dem Gebäude darauf warten, dass eigentlich der Unterricht beginnt. Abiturientin Marlena steht als Schlumpf verkleidet auf der Schulmauer und passt auf. „Wir halten die Kinder jetzt erst einmal aus der Schule heraus“, sagt sie und verteidigt den Posten mit der Wasserpistole. Die Fünftklässler geben nicht auf, klettern an vielen Stellen hoch, manche kommen auch durch und landen nass auf dem Schulhof.
„Ich bin da rein gesprintet, aber da ist alles gesperrt“, sagt Medin. Wer auf dem Pausenhof landet, wird durch andere Schüler wieder nach draußen gebracht. Bei manchen steht schon „Abi 2025“ auf die Stirn geschrieben. Andere versuchen, mit Regenschirmen bewaffnet, durchzukommen. Schon am Abend vorher war die Schule präpariert worden. Martha Herzog und Aylin Ammon arrangierten die vielen Aktionen und Spiele für den Mittag im Vorbereitungsteam: „Die Treppen werden mit Bechern vollgestellt und abgesperrt, die Lehrerfotos im Flur bekommen Schlumpf-Mützen, vieles ist mit Absperrband verbarrikadiert“, sagt Martha Herzog.
Auch am Freien Christlichen Gymnasium in Reisholz laufen die Vorbereitungen in der Mottowoche auf Hochtouren. Ein 33 Meter mal 4,50 Meter großes rot-weißes Banner mit der Aufschrift „Abiflix“ hängt am Morgen an der Schulfassade. Kreiert haben es Max Kateby und Julius Biron. „Es sind drei Teile und wir haben 60 Sprühdosen gebraucht“, sagen sie. In nur vier Tagen haben sie das Ganze vorgezeichnet und gestaltet. Die Aktion wurde erst kurzfristig genehmigt. „Wir sind von morgens bis abends hier geblieben“, sagen sie. „Wir hatten da echt Lust drauf, das war sehr intensiv.“ Das Banner wurde von Fenster zu Fenster durchgegeben.
Viel Unterricht soll es am letzten Tag nicht mehr geben
Am Abend vor dem letzten Schultag sind alle künftigen Abiturienten da und packen in Gruppen an. 500 Luftballons müssen gefüllt werden, auf dem Schulhof wird ein Labyrinth aufgebaut. Stühle und Tische in den Klassenräumen werden mit Kabelbindern fixiert, Wege versperrt. Schließlich soll am letzten Tag vor den Osterferien nicht mehr viel Unterricht stattfinden. „Heute morgen mussten wir hier durch einen Pferdeanhänger ins Schulgebäude klettern“, sagt Max aus der zehnten Klasse. „Wir haben Sackhüpfen und Spiele am Schulhof gemacht“, sagt Tessa aus der sechsten Klasse.
Leticia Bosnjak koordinierte mit Teams die Vorbereitungen: „Wir wollen, dass es Spaß macht und Erinnerungen gesammelt werden“, sagt sie. An beiden Gymnasien mussten die Organisationsteams Geldkautionen hinterlegen, um für mögliche Schäden haften zu können. Am Goethe-Gymnasium waren es 2000 Euro, am Freien Christlichen Gymnasium 1500 Euro. Im Vorfeld mussten die geplanten Aktivitäten von den Schulleitungen genehmigt werden. Für das Aufräumen sind die Teams ebenfalls zuständig, alles muss später wieder aussehen wie vorher.
Das ist zunächst nicht so richtig vorstellbar, denn überall stehen in den Gebäuden der beiden Gymnasien Dinge herum, sind Fenster mit Zeitungen verklebt und Flächen versperrt. Mit großen Gittern ist auch der Schulhof am Freien Christlichen Gymnasium präpariert, um die Wege einzuhalten. Auch dort sind alle schon früh morgens im Einsatz.
Carlotta Berger vom Organisationsteam: „Wir haben hier mehrere aufblasbare Spiele wie Darts und Basketball.“ Bobbycar fahren ist möglich, später geht’s noch für alle Schüler in die Aula zur großen „Abiflix-Show“. Das Motto ist angelehnt an den Streamingdienst Netflix. Auf einer großen Wand heißt es: „Willkommen zur Abiflix-Show, nach 12 Staffeln abgesetzt“. Laute Musik, Lichteffekte und viel Technik stecken in der Show, die die zukünftigen Abiturienten für ihre Mitschüler gestalten. Lehrer der Schule müssen quasi wieder befreit werden. Dazu gibt es verschiedene Spiele, in denen die Abiturjahrgänge gegen die Lehrer antreten.
Die ganze Aula klatscht begeistert, feuert die Teams an und rät mit, als es darum geht, Kinderfotos den richtigen Personen zuzuordnen. Auch Karaoke-Singen und weitere Spiele stehen auf dem Programm, bevor alle in die Osterferien starten – und für die künftigen Abiturienten der Ernst und damit das Lernen für die Prüfungen beginnt.