So war die Weihnachtsfeier für Alleinstehende in Neuss So feierten Alleinstehende Heiligabend
Neuss · Seit fast einem halben Jahrhundert organisiert die Caritas im Rhein-Kreis Neuss die Weihnachtsfeier für Alleinstehende im Turnus mit der Diakonie – diesmal im Neusser Marienhaus. Ein Besuch.
(barni) Die Heiligabendfeier für alleinstehende Menschen ist ein Angebot, das gerne angenommen wird. Eine Veranstaltung, die fast ausschließlich von betagten Bürgerinnen und Bürgern besucht wird. Sie sollten sich auch in diesem Jahr an Heiligabend nicht einsam fühlen.
Weihnachten hat viel mit Ritualen zu tun. Das war auch am Dienstag im Marienhaus so: Bürgermeister Reiner Breuer war wieder da, ebenso wie Hermann-Josef Thiel vom Caritas-Vorstand, Kreisdirektor Dirk Brügge und Oberpfarrer Andreas Süß. In der Küche des Hotels Crowne Plaza war wieder gekocht worden, es gab Rinderschmorbraten mit Apfelrotkohl und Kartoffelklößen. Annemarie Meise (79) freute sich, nach einer gut überstandenen Knie-OP zum 45. Mal die Menschen bedienen zu dürfen. Thiel freute sich über die große Resonanz, die ihn aber nicht überrascht hatte: „Der Mensch ist ein soziales Wesen.“
„Es ist mir immer eine große Freude, hier bei ihnen zu sein“, versicherte Bürgermeister Reiner Breuer, der in Hemd und Weste die Seniorinnen und Senioren bediente. Er bezeichnete Neuss als „eine soziale Stadt, die sich einbringt, damit keiner durch das Netz fällt“. Er verriet, dass er nach dem Abitur mal einen Kellner-Job angenommen hatte und brachte die Gäste mit folgendem Geständnis zum Lachen: „Das war nichts für mich, und deshalb musste ich Bürgermeister werden.“
Nach dem Mittagessen folgte die gemeinsame Andacht mit Pfarrer und Kreisdechant Hans-Günther Korr. Der Schmorbraten war längst noch nicht verdaut, da wurde Kaffee serviert und Weihnachtsgebäck gereicht, da gab es Geschichten zu hören und Lieder zum Mitsingen, begleitet am Klavier von Christian Mainusch.
Erna Jahnel ist 84 Jahre alt. „Ich wollte nicht alleine sein“, erklärte die Witwe. Ihr Sohn lebt in Norf und hatte seine Mutter zum 1. Weihnachtsfeiertag zu sich eingeladen. Dorothea Rischmüller war zum ersten Mal zu der Heiligabendfeier gekommen. Sie stellte folgende Frage in den Raum: „Wo lernt man sonst Menschen in meinem Alter kennen?“ Den 1. Weihnachtsfeiertag verbrachte sie bei einem ihrer beiden Söhne, die in Neuss leben.
Die 92 Jahre sieht man Elisabeth Strunk nicht an. Sie lebt noch in ihrer Wohnung. Nicht nur ihr Mann, sondern auch ihre beiden Kinder sind schon verstorben. Im Marienheim hatte die Einsamkeit für einige Stunden keine Chance. Unter den Gästen war auch Gemeindereferentin Beate Degenhardt. Sie hat der Einsamkeit von älteren Menschen den Kampf angesagt. Den Auftakt bildet ein gemeinsames Frühstück am 14. Januar um 9 Uhr im Marienhaus. Diese Veranstaltung soll es künftig jeden zweiten Dienstag im Monat geben. Am 14. Januar um 14.30 Uhr startet auch das Treffen im Begegnungscafé, Münsterplatz 16. Es soll anschließend jeden ersten Dienstag im Monat stattfinden.