Bis zu 80 Traktoren So schön war die Lichterfahrt durch Viersen

Kreis Viersen · Sie sollte abgeschafft werden und dann fand am vergangenen Wochenende doch eine Lichterfahrt statt. Wieso die Teilnehmenden sie nach wie vor wichtig finden.

Die Lichterfahrten sind seit ihrer Einführung während der Corona-Pandemie ein wahres Weihnachtshighlight für viele geworden. Damals war es eine Möglichkeit, den Menschen Hoffnung zu bringen und gleichzeitig auf die politischen Missstände in der Landwirtschaft aufmerksam zu machen. Nach dem angekündigten Aus für die Trecker-Demos, seitens des Vereins „Land sichert Versorgung“ (LSV) NRW, freuten sich viele Menschen umso mehr, dass sich nun doch Landwirte aus dem Kreis Viersen und Krefeld zusammengetan hatten, um eine Lichterfahrt zu unternehmen.

So konnten am Sonntag, 22. Dezember, Zuschauer wieder die weihnachtlich geschmückten Fahrzeuge bewundern, bei der einzigen Fahrt dieses Jahr. Mit dem Titel „Ein Funken Hoffnung“ soll aber nicht nur Weihnachtsstimmung verbreitet, sondern auch auf die akuten Sorgen um die Zukunft der Landwirtschaft in Deutschland und der EU aufmerksam gemacht werden. Wie die Landwirte deutlich machen: „Ohne Bauern geht es nicht“.

Schon von Weitem hört man die übereinander tönenden Weihnachtslieder, die von den Musikboxen der zahlreichen Trecker erklingen. Pünktlich um 16 Uhr säumen dekorierte Traktoren, Groß und Klein, die Straßen des Technologierings in Dülken, dem Startpunkt der diesjährigen Fahrt. Von Lichterketten, beleuchteten Sternen und Rentieren und echten Tannenbäumen, bis hin zu Weihnachtsmännern in jeglicher Größe und Ausführung ist alles vertreten. Ein wahrer Augenschmaus.

Auch Julian Nieren (16) und Mutter Ariane Nieren (44) sind wieder dabei. Beide sind überzeugt von den Lichterfahrten. „Das ist ein cooles Weihnachtsevent“, sagt Julian. „Nur dass man zum Beispiel zu einem Weihnachtsmarkt hingehen muss. Die Lichterfahrt ist ein Weihnachtsevent, das zu dir kommt“. Er lacht. „Und dann freuen sich die Zuschauer so sehr über die ganzen geschmückten Trecker! Gerade jetzt nachdem eigentlich angekündigt wurde, dass die Lichterfahrten aufhören.“ Selbst sei die Familie nicht mehr in der Landwirtschaft tätig, trotzdem unterstütze sie den Anlass gerne. „Einmal Landwirt, immer Landwirt im Herzen“, betont Mutter Ariane.

Den Traktor hatten sie sich von einem Bekannten geliehen. Das Highlight ihrer Dekorationen: „Die Rentiere vorne drauf. Das ist praktisch unser Markenzeichen“, sagt Ariane. „Und die Musikbox hinten, die ist ganz neu dieses Jahr.“ Beim Dekorieren habe selbstverständlich auch die ganze Familie mitgeholfen. „Die Deko ist wirklich großartig geworden und da ist viel Mühe und Zeit reingeflossen“, sagt Tim Königs (26), der Besitzer des geliehenen Fahrzeugs. Sein Traktor wird an diesem Abend, neben Lichterketten und Co., von einem großen Schild geziert. „Fröhliche Weihnachten von Familie Königs“, steht darauf.

Königs selbst ist Landwirt aus Leidenschaft. „Es ist unfassbar befriedigend, im wahrsten Sinne des Wortes, eine Ernte für seine harte Arbeit zu bekommen. Außerdem ernährt man als Landwirt in gewisser Weise ja die Bevölkerung. Das ist ein tolles Gefühl.“

50 bis 70 landwirtschaftliche Fahrzeuge, überwiegend Traktoren, seien angemeldet, erzählt einer der Organisatoren, Markus Fitzen. „Letztendlich glaube ich, sind knapp 80 Fahrzeuge dabei.“ Das freut ihn sehr. „Ursprünglich sollten die Lichterfahrten während der Pandemie Menschen, die vielleicht Angehörige nicht sehen können, weil sie beispielsweise im Altenheim sind, einen Anlass zur Freude geben.“ Er selbst hatte ebenfalls Familie im Heim, ohne die er die Feiertage bestreiten musste. Und auch heute wäre der Bedarf nach Hoffnung groß. „Gerade momentan ist es wieder nötig, gute Stimmung zu verbreiten“, sagt er. „Und vielleicht gehen die Zuschauer ja nach Hause und gehen anschließend etwas bewusster damit um, woher bestimmte Lebensmittel kommen, von denen die sich täglich ernähren.“

Sonst würden Landwirte oft nur im Zusammenhang mit Konflikt dargestellt, sagt Königs. „Da ist es schön, die Menschen am Straßenrand zu sehen, die so begeistert zuschauen und den Landwirten so viel Dankbarkeit entgegenbringen. Das sorgt für mehr Zusammenhalt.“ Ihm sei es wichtig, auf Landwirte aufmerksam zu machen und sie zu unterstützen. „Wir brauchen mehr ausgewogene Präsenz und Bewusstsein, sowohl in den Medien als auch im Alltag. Und ich hoffe, dass die Lichterfahrten dazu einen kleinen Beitrag leisten können.“