Ein Ort lernt sich kennen

Dorfaktionstag Herzkamp: Die Premiere, bei der sich viele Gewerbetreibende aus dem Ort vorstellten, war ein großer Publikumserfolg.

Herzkamp. Sonntag, 14 Uhr, in Herzkamp. Normalerweise tote Hose auf dem Lande, höchstens ein paar durchfahrende Ausflügler, die auf der Elberfelder Straße Gas geben. Doch gestern war alles anders. Der ganze Ort, inklusive Besuchern aus den Nachbarorten, scheint beim ersten Herzkamper Dorfaktionstag auf den Beinen. Leute jeden Alters, oft Familien spazieren zwischen Kirche, Sportplatz, Barmer Straße, Platz vor dem alten Lehrerhaus oder Elberfelder Straße. Zur "rollenden Friseurin" etwa, die normal ihre Dienste außer Haus anbietet, zum Malermeister aus dem Ort, der einen neuen Glattputz zeigt, aber auch zum Bierstand, zur Dorfkneipe, oder zum Ständchen der DRK-Big-Band - beachtliche 60 Positionen.

Bürger und Gewerbetreibende aus dem Ort haben eine starke neue Marke gesetzt. - Nicht nur weil morgens um 10Uhr zur Eröffnung Umwelt- und Landwirtschaftsminister Eckhardt Uhlenberg, begrüßt von den Klängen der Jagdhornbläser des Hegerings Sprockhövel, seine Aufwartung gemacht und den Organisatoren zu ihrem bürgerschaftlichen Engagement gratuliert hatte. Die wichtigste Frage war ohnehin nicht: Kommt der Minister? sonder: Hält das Wetter?"

Es hielt bis zum kleinen Schauer am Schluss. "Gestern haben wir noch im Regen hier aufgebaut, aber heute passte fast alles", strahlte Schornsteinfegermeister Markus Wunsch, der mit vielen Handwerkerkollegen seine Zelte am Wendehammer zum Sportplatz aufgeschlagen hatte. In schwarzer Kluft mit Zylinder sah man ihm sein Metier natürlich sofort an. Dass er auch Energieberatung anbietet, aktuell zum Thema-Energie-Pass, hätte wohl so mancher nicht hier erwartet, ebenso, wie die bei 192Grad Minus geeisten köstlichen Erdbeerpralinen aus Olaf Altenheins molekularer Küche.

Überhaupt war das Satz: "Ich wusste gar nicht, dass sie das machen", gestern einer der meist gehörten. "Viele haben mich angesprochen, die mich noch als Gemeindeschwester hier kennen, dass ich schon lange Kosmetikstudio und Fußpflege mache, war vielen gar nicht bekannt", sagte Astrid Gindrig. Damit das auch in Erinnerung bliebt, gab es bei ihr eine Gesichtsmassage gratis.

"Eine tolle Mischung hier. Es gibt Informationen auf unaufdringliche Weise, etwas zu Essen, viel für Kinder und auch sonst viel Programm", begründeten Rainer und Heike Tscharke ihr Kommen vom Dellbusch. Holy und Amy Klenner, die mit ihren Eltern frisch nach Herzkamp gezogen sind, hatten es besonders die frisch geschlüpften Küken auf dem Hof von Frauke Feuerstack angetan.

Für Familien bildete der Kindergarten nachmittags ein gemütliches Plätzchen, gestern wurde nämlich gleichzeitig der Abschied der neuen Schulkinder gefeiert. Die Grundschule nebenan, der VfLGennebreck zum Torwandschießen, die Schützen zum PC-Schießen luden ebenso ein wie Wicke, Heintke und Kartoffelspezialist Isenberg zu Betriebsbesichtigungen.

Selbst die Außenposten wurden gut besucht. "Mit so einem großen Erfolg hätten wir gar nicht gerechnet", freute sich Organisationschef Holger Wanzke von der Bürgergemeinschaft. Shuttle-Service per Planwagen, den vor allem Kinder gern in Anspruch nahmen und eine Rallye, bei der an allen 41 Stationen Stempel gesammelt werden konnten, trugen dazu bei, dass sich kein "Aussteller" über geringes Interesse beklagen konnte. Mehr als 80 "Laufzettel" wurden am Ende abgeben. Gut 40 Teilnehmer hatten alle Stempel gesammelt. Der Hauptpreis, ein Bottich mit Präsenten aller Aussteller, vom Wein über den Baseball bis zur Bohrmaschine, wurde zum Abschluss verlost.

Und tote Hose war auch danach noch lange nicht in Herzkamp. "Ich bin sicher, dass diese Aktion, wie schon die Vorbereitung, die Kommunikation in Herzkamp gestärkt hat, freute sich Holger Wanzke. Wiederholung sehr wahrschienlich