Er macht die Löwen wieder fit

Der Sprockhöveler Arzt Joachim Schubert betreute Kameruns Fußballer beim Africa-Cup -eine ganz spezielle Erfahrung.

Niedersprockhövel. An seinem Schreibtisch macht Dr. Joachim Schubert einen ganz entspannten Eindruck. So schnell kann den Leiter des PPZ (Privatärztliches Praxiszentrum) an der Hauptstraße auch nichts aus der Ruhe bringen. Nicht nach dem, was er in den vergangenen dreieinhalb Wochen miterlebte. Erst vor wenigen Tagen ist der 54-Jährige aus Ghana zurückgekehrt, wo er die kamerunische Nationalmannschaft beim Africa-Cup (das Gegenstück zur Europameisterschaft) betreute. Ein echter Knochenjob für den Mann mit dem kräftigen Händedruck.

"An den Unterarmen habe ich sicherlich an Muskulatur zugelegt", schmunzelt Schubert. Allerdings hatte das weniger damit zu tun, dass er ständig die "unzähmbaren Löwen" (so wird das Nationalteam von seinen Fans genannt) im Zaum halten musste. Vielmehr daran, dass der Mediziner das Mädchen für alle(s) war.

Kameruns deutscher Nationaltrainer Otto Pfister, dem Schubert schon während der Weltmeisterschaft 2006 assistierte, hatte den Arzt verpflichtet. Nicht nur bei den Spielern, die sechs Spiele innerhalb von 19 Tagen bestreiten mussten und erst im Endspiel an Rekordsieger Ägypten scheiterten, standen Aufenthalte auf Schuberts Massageliege hoch im Kurs. "Morgens von acht bis 10.30 Uhr kamen erst einmal alle Funktionäre zur Behandlung. Allen voran der kamerunische Sportminister und der Polizeipräsident", schüttelt Schubert den Kopf. Das spielende Personal war danach dran - und hielt ihn meist bis weit in die Nacht auf Trab.

Africa-Cup 2008 - das war eine ganz spezielle Erfahrung für den Mediziner. "Europäische Spieler würden unter solchen Umständen wohl irgendwann meutern", vermutet Schubert. Strapaziöse Reisen zwischen den Spielorten, Hotelzimmer ohne Fenster und schlechtes Essen waren die alltäglichen Begleiter. "Es war das erwartete Chaos."