Radsport: Tim Klinger meldet sich zurück

Nach wochenlanger Verletzungspause ist der Bergspezialist aus Sprockhövel bei den Rennen wieder nahe an seiner Bestform.

Sprockhövel. Es war nur ein kurzer Heimaturlaub, den Tim Klinger in der vergangenen Woche in Sprockhövel verbrachte. Bereits am vergangenen Wochenende startete der Radprofi vom Team Gerolsteiner bei der Classica San Sebastian.

"Ein echter Klassiker. Eins der schwersten Ein-Tagesrennen überhaupt", erzählt Klinger, der sich die Strapazen des Spanientrips in Trainingsfahrten im Schwarzwald aus den Beinen schüttelt. Klinger ist gut drauf, das demonstrierte er gerade erst bei der Brixia Tour, einem Fünf-Etappen-Rennen in Norditalien. "Das ist super gelaufen. Unser Kapitän Davide Rebellin hat gewonnen und ich konnte wichtige Helferdienste leisten", sagt Klinger stolz.

Für den Bergspezialisten aus Sprockhövel war es der erste echte Formtest nach seiner mehrwöchigen Verletzungspause. Wegen einer schmerzhaften Sehnenreizung im hinteren Oberschenkel hatte er vor zwei Monaten beim Giro d’Italia die Segel gestrichen, und danach eine wochenlange Rennpause einlegen müssen. Dank Krankengymnastik und speziellem Krafttraining hat er seine Sehnenprobleme inzwischen aber absolut auskuriert. "Es war sehr mühselig. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass ich bald wieder top-fit bin."

Über seine Leistung beim Comeback in Norditalien war er selbst positiv überrascht. "Aber viel schwerer hätten die vier Tage nicht sein können", berichtet er. Da nämlich Gerolsteiner-Kapitän Davide Rebellin gleich auf der ersten Etappe ins blaue Trikot des Gesamtführenden schlüpfte, mussten dessen Gerolsteiner-Kollegen die folgenden Tage schuften, das Rennen kontrollieren, Führungsarbeit leisten und im Wind fahren. "Ich bin auch zwischendurch mal übers Limit gegangen. Aber ich habe durch die Rundfahrtbelastung meine Form ordentlich aufgebaut", gibt sich Klinger optimistisch für die kommenden Aufgaben.

Mit sich selbst ist Klinger zufrieden, die negativen Schlagzeilen, die derzeit rund um den Radsport kursieren, ärgern ihn: "Ich will nichts schön reden. Aber mit Moreni, Winokurow und Mayo sind bei der Tour lediglich drei Leute des Dopings überführt worden. Teilweise tun die Medien aber so, als wären alle Radprofis gedopt. Das ist aber absoluter Blödsinn", so Sinkewitz, der sich im Team Gerolsteiner bestens aufgehoben fühlt.

Man nimmt es ihm ab, wenn er sagt: "Doping ist bei uns absolut tabu", ist der deutsche Rennstall doch einer der Vorkämpfer für einen sauberen Sport. Dass bei der Tour de France mehrere Spitzenfahrer erwischt wurden, sieht er als absolut positives Zeichen. "Das zeigt doch, dass die Kontrollen immer intensiver und gezielter durchgeführt werden", findet er.

Klinger selbst wurde übrigens bislang erst ein einziges Mal in seiner Karriere getestet. "Anfang des Jahres, als im Trainingslager auf Mallorca das komplette Team getestet wurde", erinnert sich Klinger, der genau wie alle anderen Profis dazu verpflichtet ist, immer seinen Aufenthaltsort anzugeben.

Ob die Kontrolleure ihn dann aber tatsächlich antreffen, kann er freilich nicht garantieren. "Ich frage mich manchmal, wie so eine unangekündigte Kontrolle überhaupt funktionieren soll. Ich kann beim Training in Sprockhövel oder an meinem Zweitwohnsitz in Emmendingen ja schließlich nicht den ganzen Tag um den Block fahren. Es kann schon sein, dass die Kontrolleure dann warten müssen, bis ich nach ein paar Stunden wiederkomme", so Klinger, der als Helfer und Wasserträger aber scheinbar nicht ins vorrangige Beuteschema der Kontrolleure fällt. "Noch nicht", lacht der Nachwuchsfahrer, der hofft in den kommenden Wochen mit guten Leistungen auf sich aufmerksam machen zu können.

Die nächste ganz große Herausforderung ist die Vuelta. Die Spanienrundfahrt (1. bis 23. September) ist nach Tour de France und Giro d’Italia das wichtigste Etappenrennen überhaupt. Für den Youngster wird es dort die zweite Teilnahme sein.