Sternzeichen-Konzert in Düsseldorf So schön klingt Romantik

Düsseldorf · Im ersten „Sternzeichen“-Konzert brillieren die Geschwister Sharon und Ori Kam mit einem selten aufgeführten Doppelkonzert von Max Bruch.

Bis heute überschattet die Beliebtheit des 1. Violinkonzerts von Max Bruch das Gesamtwerk des gebürtigen Kölners. Wer weiß schon, dass er in seinem Leben mehr als 100 Kompositionen schrieb? Was davon im Musikbetrieb auftaucht, lässt sich an einer Hand abzählen. Die weltberühmte Klarinettistin Sharon Kam verlässt jetzt die ausgetretenen Pfade: Im ersten „Sternzeichen“-Konzert der neuen Saison in der Tonhalle spielt sie mit ihrem Bruder Ori Kam Bruchs selten aufgeführtes Doppelkonzert für Klarinette, Viola und Orchester.

Klangschönheit nahezu ohne Konflikte bietet dieses Spätwerk aus dem Jahr 1911, das ganz der Romantik verhaftet ist. Im Gespräch hat Sharon Kam es mit einer warmen Badewanne verglichen. Begleitet von den Düsseldorfer Symphonikern unter der Leitung von Alexandre Bloch, kosten die Geschwister diese Warmwasserkur aus, ohne in Gefühlsduselei zu versinken.

Die Geschwister können samtweich spielen, ohne lediglich glatt und angenehm zu klingen. Innigkeit wird bei ihnen nicht betulich. In der Zugabe – Mozarts Andante cantabile aus dem Duo B-Dur (KV 424) – zeigt die aktuelle Residenzkünstlerin der Tonhalle, wie mühelos sie Töne auf ihrer Klarinette ins Schweben bringt. Feingliedrig trotz großer Besetzung klingen die Düsseldorfer Symphoniker in den „Métaboles“ von Henri Dutilleux. In den fünf ineinander übergehenden Abschnitten des Werks dominiert jeweils eine Instrumentengruppe: Holzbläser, Streicher, Blechbläser und Schlagzeug treten hervor, bevor die Schlusssteigerung alle miteinander vereint. Hier agieren die Düsseldorfer kunstvoll differenziert: So, wie sie es unter Blochs Leitung präsentieren, schreibt das Werk die farbenreiche Tonsprache von Olivier Messiaen fort.

Allerhand Fantastisches, ja Gespenstisches findet sich in den Symphonischen Tänzen von Sergej Rachmaninow, die als musikalisches Testament des Komponisten gelten. Dass die Instrumentation direkt auf den Hexensabbat aus der „Symphonie fantastique“ von Hector Berlioz verweist, arbeitet Alexander Bloch deutlich heraus. Da ist es nicht weiter tragisch, dass die Düsseldorfer Symphoniker im marschähnlich stampfenden Beginn nicht ganz perfekt in den Gleichschritt finden. Denn in der Folge verbinden sie die unbändige Energie des Werks mit nahezu impressionistischer Finesse. Das ist ein aufregender Mix: ein Streifzug durch eine Welt, in der ekstatische Walzerklänge auf die Totensequenz des mittelalterlichen „Dies Irae“ treffen. Ein großartiger symphonischer Abgesang auf vergangene Zeiten.