Karneval in Düsseldorf Hunderte Wiever feiern wie im Moulin Rouge

Niederkassel · Bei der Damensitzung der Tonnengarde hatten endlich mal die Frauen das Sagen. Auch der Geschäftsführer war nur als Kellner zugelassen.

In der Aula des Cecilien-Gymnasiums wurde gefeiert.

Foto: Endermann, Andreas (end)

(woau) Frauen dürfen bei der Niederkasseler Tonnengarde (noch) nicht mitstimmen, aber feiern um so mehr: Bei der Damensitzung „Wieverkram“ ließen hunderte Frauen am Freitag den „Moulin Rouge“-Stil aufleben: In Corsage, mit Federboa oder als (männliche) Franzosen verkleidet.

„Unseren Wieverkram darf man beziehungsweise Frau durchaus wörtlich nehmen“, sagte Moderatorin Anke Conti Mica: „Männer haben hier nur Zutritt, wenn sie arbeiten.“ Als Künstler oder Kellner – die werden aus den Tonnengardisten rekrutiert. Der Job ist beliebt, so Anke Conti Mica: „Die Liste ist entsprechend lang.“ Kein Wunder: Die Damen, die Mann bedient, sind bester Laune.

Gefeiert wurde diesmal in der Aula des Cecilien-Gymnasiums. Im Comenius-Gymnasium ist Baustelle, Ceci-Direktorin Rita Becker hat der Tonnengarde in dieser Session für ihre Veranstaltungen „Exil“ gewährt, wie sie es nennt: „Als Europaschule sind wir stets offen für all unsere Nachbarn – ob fern oder ganz nah – und freuen uns über jeden Austausch.“

Kinder-Tonnenbauer Johann geht aufs Comenius-Gymnasium, Kinder-Tonnenbäuerin Louisa ist am Ceci – das gefällt Rita Becker besonders: „Und Offenheit und Toleranz wollen gerade in diesen Zeiten gepflegt und geübt werden, und das geht natürlich am besten beim Karneval, also verbunden mit Lebensfreude pur.“

Die Direktorin feierte natürlich auch mit, sah ein stimmiges Programm mit der Kindertanzgarde, den Swinging Funfares oder der Band Bel Air.

Im linksrheinischen „Moulin Rouge“-Varieté litt manche Federboa, denn es wurde sehr viel getanzt – und gemeinsam gefeiert: „Ich denke, es ist ein gutes Zeichen, dass an dem Abend die Frauen, egal ob auf der Bühne oder feiernd im Saal, was zu sagen haben“, sagte Anke Conti Mica und fügte augenzwinkernd hinzu: „Das wird auch nicht nur beim Wieverkram so bleiben, sondern sicher auch bald in der Tonnengarde umgesetzt werden.“

Ganz im Ernst meint sie: „Der reine Männerverein ist für mich Schnee von gestern, und dass nicht nur ich das so sehe, haben viele Gespräche gezeigt. Daher bin ich optimistisch, dass die Herren den Wandel zeitnah angehen.“ Im Mai soll erneut über das Frauenwahlrecht abgestimmt werden (zuletzt hatte es nicht die nötige Mehrheit dafür gegeben). Anke Conti Micas Mann Dino – Geschäftsführer des Vereins – kümmert sich um den neuen Antrag. Im Ceci bediente der Tonnengarden-Macher die Damen natürlich auch, als Garcon verkleidet.

(woau )