Straßenverkehr Unfallbericht: Zweiradfahrer sind in NRW besonders in Gefahr

Düsseldorf · Steigende Zahl von Fahrrädern und Pedelecs führt auch zu Unfällen. Innenminister Reul befürchtet, dass der Trend anhält.

Fahrradfahrer, aber auch Fahrer von E-Bikes und Pedelecs verunglücken besonders häufig. Foto: dpa

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

Die Zahl der Verkehrsunfälle in NRW ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen: von 653 808 im Vorjahr auf 660 629. 490 Menschen kamen ums Leben. Besondere Sorge bereitet Innenminister Herbert Reul (CDU), der den Unfallbericht am Mittwoch im Landtag vorstellte, die deutliche Zunahme von schweren Unfällen mit Zweiradfahrern.

Die Zahl der Verkehrstoten insgesamt liegt knapp über dem Vorjahr (484), allerdings deutlich unter der Zahl von 2016 (524 Tote). Dennoch ist es für den Innenminister „eine traurige Zahl“. Viele der Unfälle seien „unnötig und vermeidbar“ gewesen: „Noch immer ist eine nicht angepasste Geschwindigkeit die Hauptursache“, sagt Reul. 131 Todesopfer forderte sie – dass ein generelles Tempolimit auf den NRW-Autobahnen Abhilfe schaffen könnte, glaubt der Innenminister indes nicht. 38 Menschen starben, weil sie im Auto nicht angeschnallt waren, bei 30 tödlichen Unfällen waren Alkohol oder Drogen im Spiel, bei weiteren drei Ablenkung durch das Handy. „Da wird die Dunkelziffer viel höher sein“, so Reul. Oft könne man die Nutzung des Telefons im Nachhinein nicht beweisen.

Schwere Unglücke mit Pedelecs nehmen um 61 Prozent zu

167 000 Menschen wurden insgesamt 2018 mit dem Smartphone im Straßenverkehr erwischt – darunter fast 25 000 Radfahrer. Dabei sind sie besonders gefährdet. 16 725 Radfahrer verunglückten im vergangenen Jahr, 1700 mehr als im Vorjahr – ein Plus von 11,4 Prozent. Die Zahl der Schwerverletzten stieg sogar um zwölf Prozent auf 2790; 55 Radler starben, das waren fünf mehr als im Jahr zuvor.

Insbesondere in den ländlicheren Regionen häufen sich zudem die schweren Unfälle mit Pedelec- und E-Bike-Fahrern: 20 von ihnen starben 2018, die Zahl der Schwerverletzten stieg von 346 auf 557 um deutliche 61 Prozent. „Wir gehen davon aus, dass dieses Problem eher noch zunimmt“, stellt Reul klar. Denn die Verkaufszahlen dieser Zweiräder stiegen rasant.

Die beginnende Verkehrswende sieht Reul als einen Grund für die Zunahme der Zusammenstöße: „Viele Städte sind nicht auf die steigende Zahl von Zweiradfahrern ausgerichtet.“ Das sieht man beim Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) ähnlich und fordert „eine Investitionsoffensive“ in die Infrastruktur, so der Landesvorsitzende Thomas Semmelmann: 30 Euro pro Einwohner pro Jahr statt wie bisher fünf bis sieben Euro je nach NRW-Stadt seien notwendig, um etwa geschützte Radfahrstreifen einzurichten.

Auch Mathias Schiffmann, Sprecher der Landesverkehrswacht, hält mehr Investitionen in die zweiradfreundliche Infrastruktur für unumgänglich. Die Verkehrswachten tun viel für die Prävention, bieten auch spezielle Fahrsicherheitstrainings für Pedelecs an. Sie fordern in NRW aber auch schon seit 2010 eine Helmpflicht. Innenminister Reul hofft noch auf ein freiwilliges Umdenken, stellte aber klar, diese Position sei nicht in Stein gemeißelt: „Ich wackele.“

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