Unicef-Gala in Hilden Ein Gespräch über vier Jahrzehnte und die Zukunft

Hilden · Mit der Unicef-Gala hat Heribert Klein Hilden in der Welt bekannt gemacht. Anfang Dezember endete diese Ära in der Stadthalle. Ein Gespräch über vier Jahrzehnte und die Zukunft.

Jede Menge Erinnerungen: Nach vier Jahrzehnten Unicef-Gala hat Heribert Klein viel zu erzählen.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Statt einer Staffel-Übergabe gab es von Heribert Klein bei der letzten Unicef-Gala in Hilden, die von 1982 bis 2023 weltweit einmalig war, eine kleine Erzählung, keine großen Worte von ihm auf der Bühne der Stadthalle. Im Mittelpunkt: Ein Löffel. Der Prior des Andreas Klosters in Düsseldorf habe sie ihm erzählt: „Was ist da oben los, wenn ich sterbe? Gibt es jemanden, der auf mich wartet?“, wurde der fromme Mann von einer sehr alten Dame gefragt. Er antwortete: „Das kann auch ich nicht sagen, aber der Glaube hilft uns.“ Die Frau erzählte von ihrer Kindheit, in der sie immer nach dem Essen noch mit den Geschwistern im Wohnzimmer mit einem kleinen Löffel den leckeren Nachtisch naschen durfte. „Das Beste kommt zum Schluss“, hatte sie gelernt. Und als sie verstarb, hielt sie einen kleinen Dessertlöffel in der Hand.

Die kleine Geschichte verrät mehr über Heribert Klein und seine Überzeugung als viele Medien-Berichte, Belobigungen und öffentliche Ehrungen, die sich besonders nach seinem Abtritt von der Bühne häufen. Er ist gläubig. Ein Mann mit großem Herzen für andere Menschen und dazu ein unglaublich kommunikativer kreativer Netzwerker, der auch mit 75 Jahren nicht vorhat, den Löffel abzugeben. Ein guter Grund für ein Gespräch mit dem gebürtigen Düsseldorfer – hoffentlich nicht zum letzten Mal - im Stadthotel zu plaudern.

Heribert Klein hat eine dicke Mappe mit vielen Foto-Ausschnitten und Berichten dabei, weil er über seine berühmtesten Gäste und spektakuläre Erlebnisse erzählen soll. Und wenn der Mann, der mal Pressesprecher der Dresdener Bank war, und später sein kommunikatives Talent in den Dienst der guten Sache stellte, mal ins Plaudern kommt, dann könnte man stundenlang zuhören. Ganz zu schweigen vom Schwelgen in den Foto-Dokumenten, die ihn mit fast allen A-Promis aus Politik und Show-Business zeigen, die man auch heute (noch) kennt.

267 internationale Künstler
mit Weltformat aus 64 Ländern

Wirklich wichtig war ihm Sir Peter Ustinov, der (verstorbene) Weltstar und damals Weltbotschafter von Unicef. „Wir sind uns anlässlich eines Vortrags in Düsseldorf begegnet.“ Zwanzig Jahre waren beide Männer befreundet und zum 80. Geburtstag des berühmten Briten nach einer ZDF-Show überreichte Klein pressewirksam das erste Herz aus Fichtenholz, das aus Filzmoos stammte.

Diese Gabe im Gegenwert von 2,50 Euro, rot lackiert und mit Unterschrift von Ustinov wird heute hoch gehandelt. „Ich mache einmal aus diesen Holzherzen eine Millionen“, lautete seine Wette mit einem Reporter des ORF. Der Düsseldorfer startete die Aktion an 101 Schulen in NRW. Die individuell gestalteten Holz-Herzen brachten nach Versteigerungen 187 000 Euro ein. Später sollten in allen Bundesländern die Ministerpräsidenten künstlerisch tätig werden: „Da ist nicht viel bei rausgekommen, außer großer PR für Unicef“, schmunzelt Klein heute. Um so mehr dann, als berühmte Künstler wie Toni Cragg und Günter Uecker sich auf den Holzherzen verewigten. Bis 2022 sind allein durch diese Herz-Aktion 1,6 Millionen Euro für Unicef zusammengekommen. Dann gab es noch die Idee zu einem Unicef-Lied. Klein schrieb in nur einer Nacht den Text zu „Come make a little Step of Peace“, das ein Jahr später von Jazzstar Al Copley vertont wurde und eine Art Unicef-Hymne geworden ist. Insgesamt 15 Vertonungen von 15 Musikern aus 15 Ländern des Songs gibt es bis heute. Die letzte stammt von den Höhnern. „Der Mann produziert so schnell gute Ideen, wie andere in seiner Branche Geldscheine zählen“, hat Wim Thoelke mal über den Kollegen gesagt. Denn auf der Bühne war der ehemalige Banker mittlerweile auch bestens als Conférencier besetzt. „Da ist ein Traum, den ich 1982 hatte, wahr geworden.“ Insgesamt 267 internationale Künstler mit Weltformat aus Oper, Musical, Jazz, Soul, Gospel und Instrumental aus 64 Ländern kamen nach Hilden. Über vier Jahrzehnte war die Stadthalle Anfang Dezember immer ausverkauft, davon 28 Mal auch an beiden Spieltagen. Zur Bilanz der Gala, die es so nicht wieder geben wird, gehören auch rund 50000 Zuschauer und über 10 Millionen Euro für die Kinderwelthilfe. Weil die Künstler keine Gage wollten, weil es großzügige Sponsoren gab.

Natürlich hat Heribert Klein auch ganz persönliche Erfahrungen auf und hinter der Bühne gemacht. „Wie baut man so eine Show auf?“, hat er sich immer gefragt, denn die Reihenfolge der Auftritte sei besonders wichtig: „Das steigert sich bis zum Schluss. Aber jeder Künstler muss, wenn er von der Bühne geht, das Gefühl haben, ich habe gewonnen.“ Ob Nachwuchstalent oder Opernheld.

Für Star-Allüren hingegen hatte er wenig Verständnis. „Da fällt mir aber nur einer in all der Zeit ein“, schmunzelt er. Von all den anderen spricht er voller Bewunderung und Freundschaft und nennt sie „Familie“. Dazu zählen Stars wie Kristina Love, die Hauptdarstellerin des Musicals „Tina“, die vor der letzten Gala von Helene Fischer für ihre Show „ausgeborgt“ wurde. Beim letzten Mal standen Stephanie Reese aus Manila („Miss Saigon“), Jessica Mears aus Jamaika („Bodygard“) und Dennis Legree aus den USA. („Starlight Express“) hier auf der Bühne.

„Ob man in Zukunft tolle Künstler oder Prominente wie Nina Ruge oder Landespolitiker wie Mona Neubaur in Hilden begrüßen kann?“, fragt sich ein Macher, der gar nicht müde wirkt. Deshalb hätte er ein paar Ideen für das Kulturleben der Itterstadt, wenn sich Mitwirkende fänden. Neulich hat er privat eine Skulptur „Step of Peace“ des italienischen Künstlers Alfredo Hanser im Wert von 20 000 Euro für die Stadthalle gestiftet. Als Dank für 40 Jahre Zusammenarbeit.

Bei einer offiziellen Scheckübergabe von Unicef zum Beispiel in Syrien oder Afrika war er nie vor Ort: „Ich fand es wichtiger, dass ein Arzt mitfuhr, der konkret helfen konnte, als ich, der nur schauen kann“, kommentiert er das. Um auf den Löffel zurückzukommen: Wer Mitte August ins lauschige Filzmoos nahe Salzburg reist, könnte beim Wandern oder bei einer Einkehr in einem der gemütlichen Restaurants auf bekannte Gesichter treffen.