Rheinpegel auf Tiefstwert Was der trockene Herbst alles bewirkt

Düsseldorf. · Nach dem trockenen Sommer folgt ein ebenso trockener Herbst. Das macht vor allem der Schifffahrt und den Zuckerrübenbauern zu schaffen. Aber es gibt auch gute Nachrichten.

Der Rhein führt an einigen Stellen so wenig Wasser wie seit langem nicht mehr.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Der Sommer im Oktober geht weiter, auch in dieser Woche sollen die Temperaturen nicht unter 20 Grad fallen. Erst am Samstag war Tönisvorst mit 28,6 Grad der heißeste Fleck in NRW. Laut Wetterdienst war das der höchste, jemals gemessene Wert in einem Oktober. Das Rheinland könnte ohne Einspruch den schönsten Indian Summer für sich reklamieren. Hoch „Viktor“ sorgt dafür, dass es kaum freie Plätze in den Straßencafés gibt. Der Rheinpegel hat aber auch einen neuen Tiefstand erreicht und Parasiten finden derzeit paradiesische Bedingungen vor. Wir fassen zusammen, welche Spuren die Hitze und Trockenheit der letzten Wochen hinterlassen haben.

Rheinpegel: Der Rhein führt streckenweise so wenig Wasser wie seit langem nicht mehr. Nach wochenlanger Trockenheit und wegen des ausbleibenden Regens werden Rekordtiefstwerte gemessen. In Emmerich erreichte der Pegelstand am Montag 26 Zentimeter, das sind laut Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt zwei Zentimeter weniger als der bisherige Tiefstwert aus dem Jahr 2003.

Die Wassertiefe in der Fahrrinne liegt nur noch bei 2,22 Meter. In den kommenden Tagen ist laut Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Duisburg-Rhein (WSA) mit noch niedrigeren Werten zu rechnen. In Köln und Düsseldorf sind die Wasserstände dagegen noch zwischen fünf und zehn Zentimeter von den geringsten Werten entfernt.

Wasserstände: Aufgrund der Trockenheit sind die Wasserstände in vielen Flüssen und Bächen in der Region sehr niedrig. Wann sich das ändert, ist derzeit nicht absehbar. Einige Städte haben aufgrund der Trockenheit bis zum 31. Oktober verboten, Wasser aus Fließgewässern zu nehmen.

Der Kreis Kleve ist als Untere Wasserbehörde zuständig. Bei größeren Gewässern ist die Bezirksregierung am Zug. Verbote muss sie aber nicht aussprechen, „in den Genehmigungen ist generell festgelegt, wie viel Wasser Firmen entnehmen dürfen“, sagt eine Sprecherin. Fazit: „So extrem wie in diesem Jahr war die Situation noch nie. Das lag weniger an den hohen Temperaturen, sondern vor allem daran, dass es extrem lange nicht geregnet hat.“

Landwirtschaft: Hitze und Dürre machen derzeit vor allem den Bauern bei der Zuckerrübenernte zu schaffen. „Die Rübenmasse ist dramatisch niedriger. Wir gehen davon aus, dass wir 20 Prozent unterdurchschnittliche Ergebnisse kriegen“, sagt Wolfgang Wappenschmidt von der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach. „Selbst 14 Tage Dauerregen könnten uns nicht helfen.“

Die Rüben seien zu klein und die Preise dafür auf einem historischen Tief. Zudem ist die Rübenmotte dieses Jahr weit verbreitet. „Faule Rüben sind nicht mehr lagerfähig, das ist ein Riesenproblem.“

Bei den Getreidekulturen sei man noch mit einem blauen Auge davongekommen, doch die anhaltende Trockenheit schädigt auch den Boden. Für Zwischenfrüchte wie Senf, Phacelia oder Ölrettich, die den Boden auflockern und das Humussystem stärken, ist es viel zu warm. „Irgendwann wird der Regen ja kommen“, hofft Wappenschmidt und gibt sich zuversichtlich.

Gute Nachrichten gibt es immerhin bei der Apfelernte, die jetzt so gut wie abgeschlossen ist. Vielerorts hingen die Äpfel wie Trauben an den Bäumen. „Wir haben sämtlich Kapazitäten ausgereizt. Das war ein sehr gutes Jahr“, freut sich etwa Monika Krug vom Obsthof St. Tönis.