Hinsbeck Wir treffen uns im Wendehammer
Hinsbeck · Nachbarschaft kann Fluch oder Segen sein. In dem Neubaugebiet des Rektor-Bongartz-Weges ist es wohl eher ein Segen. In der noch sehr jungen Nachbarschaft wird sich gegenseitig geholfen und zusammengehalten.
Christopher Liedtke, Sabrina Hatesohl, Karolin und Björn Fresenborg sitzen gemeinsam im Esszimmer des Rektor-Bongartz-Weges 11. Was mit den anderen Nachbarn ist? „Die liegen alle noch in Essig“, erklärt Karolin. Am Tag zuvor haben die „Gebietsjäger 23“ nämlich gefeiert. Erst seit 2023 besteht der Schützenzug, der Teil der Vereinigten St. Sebastianus-St. Antonius- Bruderschaft 1464 ist. 18 Leute seien mittlerweile Teil des Zuges, vor allem Männer aus der Nachbarschaft und der Umgebung, berichtet Christopher. Die Frauen der Nachbarschaft haben so etwas noch nicht – aber das muss auch nicht, denn die Nachbarschaft trifft sich zu zahlreichen Gelegenheiten.
Ob zu Halloween, spontanen Grillaktionen oder bei Tanz in den Mai: In dem Neubaugebiet, das direkt neben der Kindertagesstätte St. Peter in Hinsbeck liegt, wird viel gefeiert und gelacht. Dreh- und Angelpunkt des Geschehens sei hier in der Regel der Wendehammer, erklärt Christopher. Zu den Grillaktionen bringt jeder etwas mit, und im Anschluss wird auch gemeinsam wieder aufgeräumt. Das Zusammenleben auf dem Rektor-Bongartz-Weg ist harmonisch: Die Kinder des Neubaugebietes spielen gemeinsam auf dem Wendehammer, und wenn eine Familie mal im Urlaub ist, halten die anderen das Haus im Blick und gießen die Blumen.
Angefangen hat alles im Jahr 2019: Die meisten Familien, die heute in dem Neubaugebiet leben, haben in diesem Jahr mit dem Bau ihres Hauses begonnen. Die Menschen, die dort zusammengekommen sind, kommen aus allen Ecken Deutschland von Bremen bis Freiburg. „Uns war wichtig, dass wir irgendwo hinziehen, wo alle neu sind“ erklärt Björn. Das mache das Ankommen einfacher.
2020 wurden alle auf eine harte Probe gestellt: Corona sorgte für viel Unsicherheit, denn zu diesem Zeitpunkt waren viele der Häuser noch unfertig, Kredite gerade erst aufgenommen. „Da hatte man schon Existenzangst“, berichtet Björn nachdenklich. Doch die quasi noch nicht existierende Nachbarschaft hielt damals schon zusammen: Sie halfen sich gegenseitig beim Bau des Hauses und warnten sich gegenseitig vor betrügerischen Handwerkern.
Einmal kam es hart auf hart: Es regnete es so stark, dass das ganze Wasser die Straße runter gelaufen kam. „Ich habe es als eine der ersten gesehen und bin dann von Haus zu Haus gelaufen, um alle zu warnen“, berichtet Sabrina. Am Ende sammelte sich dann all das Wasser bei einem Nachbarn, dessen Haus erst seit wenigen Wochen fertig war. Karolins und Björns Haus befand sich noch im Bau. „Ich bin an dem Tag nur zufällig da gewesen, weil die Handwerker bei uns die Fenster einsetzen wollten“, erklärt Björn. Er habe dann gemeinsam mit dem Nachbarn eine Grube ausgehoben, damit das Wasser ablaufen konnte. So haben die beiden gemeinsam verhindert, dass das gerade neu gebaute Haus ernsthaften Schaden nahm.
Häufig seien es vielmehr die kleinen Dinge im Alltag, meint Sabrina. „Einmal stand ich zum Beispiel im Stau und kam nicht vom Fleck – da hab ich schnell Karolin angerufen.“ Karolin habe dann die Kinder von der Kita abgeholt und so lange versorgt, bis Sabrina schließlich nach Hause kommen konnte. „Das gegenseitige Helfen, das ist für mich das Beste an unserer Nachbarschaft“, erklärt sie. „Das Gute ist, dass jeder hier unterschiedliche Professionen hat“, sagt Karolin. Der eine sei handwerklich begabt, der andere Lehrer. Polizisten und Sozialarbeiter seien auch mit dabei. „Feiern können irgendwie alle“, sagt Karolin lachend. Von den meisten Feiern und Festen erfährt man wohl hier: In der WhatsApp Gruppe des Rektor-Bongartz-Weges. Hier wird aber nicht nur fleißig das nächste Zusammentreffen geplant, sondern noch viel mehr. Es wird nach Vögeln gesucht, vor Einbrechern gewarnt und über mysteriöse Kreidezeichen gerätselt, die eines Tages vor einem der Häuser auftauchten. Die noch junge Nachbarschaft des Rektor-Bongartz-Weges wird wohl in den nächsten Jahren noch viel mehr miteinander erleben – und sich natürlich auch weiter gegenseitig helfen.