Gute Nachbarschaft in Dormagen Wo Nachbarschaft ein Lebensgefühl ist

Zons · Die Westerburgstraße ist mehr als eine Straße. Dort wird Gemeinschaft gelebt. Eine Nachbarschaft, die Lebensqualität und Zusammenhalt zelebriert. Was sie so besonders macht.

Die Westerburgstraße – eine Straße, wie es sie nur einmal gibt. Zuletzt feierte die Nachbarschaft ein tolles Oktoberfest.

Foto: Yvonne Wolodko-Linke

Von der Stürzelberger Straße aus biegt man in die Westerburgstraße. Auf den ersten Blick wirkt sie unauffällig: gepflegte Einfamilienhäuser und Doppelhaushälften, Autos am Straßenrand oder vor den Garagen. Doch wer den Rechtsknick nimmt und die kleine Wiese mit den drei Kastanienbäumen erblickt, ahnt vielleicht schon, dass dort mehr steckt.

Denn es gibt dort mehr als nur nette Nachbarn – dort gibt es eine Gemeinschaft, die vermutlich ihresgleichen sucht. „Wir finden uns geil und feiern uns“, sagt Yvonne Wolodko-Linke lachend. Es ist ein Satz, der ebenso augenzwinkernd wie ehrlich gemeint ist. Denn in der Westerburgstraße ist Nachbarschaft nicht bloß ein Zufall, sondern ein Lebensgefühl.

Der Anfang einer besonderen Tradition

„Im Frühjahr 2023 haben mein Mann Stephan und ich am ersten organisierten Treffen der Nachbarschaft teilgenommen“, erinnert sich Wolodko-Linke. „Uns gefiel das so gut, dass mein Mann anbot, weitere ‚Straßenfeste‘ zu organisieren, die alle auf der ‚Westerburg-Festwiese‘ stattfinden.“ Die Wiese wurde zum Herzen der Gemeinschaft. Ursprünglich ein Ort für Corona-konforme Treffen, hat sie sich inzwischen zu einer regelrechten Festwiese entwickelt – ein Symbol für Zusammenhalt und Lebensfreude.

Seither schlägt das Herz der Westerburgstraße besonders laut, wenn sich die Nachbarn dort treffen. Das Osterfest mit Feuerstelle und selbstbemalter Holzdeko, das obligatorische Maibaumaufstellen, ein zünftiges Oktoberfest samt Bayern-Zelt, Hüpfburg und sogar eine lebensgroße Melkkuh, die Liste der Feierlichkeiten ist lang. Ein Highlight ist das eigens generierte Westerburgstraßen-Lied, das mit Hilfe einer KI entstanden ist, ein weiterer Beweis dafür, wie kreativ diese Gemeinschaft ist.

Eine Straße, ein Herz, eine Nachbarschaft

Doch nicht nur die Feste machen diese Nachbarschaft so besonders. Es ist der tägliche Umgang miteinander. Die WhatsApp-Gruppe „Die Westerburg-Partygruppe“ dient nicht nur der Festplanung. Wer Hilfe braucht – sei es für den Einkauf, eine Kinderbetreuung oder auch nur ein fehlendes Ei – findet dort schnell Unterstützung. „Wer kann, meldet sich und hilft schnell und unkompliziert“, erzählt Wolodko-Linke.

Dabei übernimmt Stephan Linke mittlerweile die zentrale Organisation der Feste. Doch es ist ein Gemeinschaftswerk: Jeder bringt sich ein, sei es mit Equipment, Auf- und Abbau oder dem Zubereiten von Speisen. „Die Feste finanzieren wir durch eine Umlage pro Person, Kinder werden natürlich nicht berechnet“, erklärt Wolodko-Linke. Es ist ein Modell, das funktioniert und allen das Gefühl gibt, Teil von etwas Größerem zu sein.

Eine Straße für verschiedene Generationen

In der Westerburgstraße leben 16 Haushalte mit insgesamt 27 Bewohnern. Die älteste Nachbarin, Christa Henning, ist über 80 Jahre alt und spielt bei den Festen auf ihrer Alt-Flöte. Die jüngsten Bewohner sind noch im Kindergartenalter. Elf Kinder sorgen dafür, dass dort immer Leben herrscht – und auch die Jugendlichen fühlen sich „pudelwohl“, wie Wolodko-Linke sagt. „So eine nette Nachbarschaft, hier will ich gar nicht mehr weg“, hören die Bewohner oft von Besuchern. Wie außergewöhnlich die Gemeinschaft an der Westerburgstraße ist, hat sich herumgesprochen – so sehr, dass immer wieder gefragt wird, ob nicht bald ein Haus frei wird.

Gemeinsam Herausforderungen angehen

Auch die Herausforderungen des Alltags meistern die Anwohner gemeinschaftlich. So wie das hohe Gras auf der Festwiese, die nur zweimal im Jahr von der Stadt gemäht wird. Die Nachbarschaft beschloss daher kurzerhand, einen Aufsitzrasenmäher anzuschaffen, finanziert durch freiwillige Beiträge. Jetzt übernehmen Anwohner das Mähen der Wiese, um sicherzustellen, dass sie auch weiterhin der zentrale Ort für Begegnungen bleibt. Und so ist die nächste Feier längst geplant: Am 21. Dezember findet die Glühweinparty statt, bei der die Kinder Weihnachtslieder singen und Christa Henning ihre Flöte spielt.

„Wir feiern uns“ – und das zu Recht

An der Westerburgstraße hat sich etwas Einzigartiges entwickelt: eine Nachbarschaft, die lebt, lacht und sich gegenseitig stützt. Es ist nicht nur die idyllische Lager, die diesen Ort besonders macht. Es sind die Menschen. Menschen, die zeigen, wie stark Gemeinschaft sein kann, wenn alle an einem Strang ziehen. „Wir finden uns geil und feiern uns“, sagt Wolodko-Linke. Und wer die Westerburgstraße kennt, versteht, warum.