Umfrage Abwarten und Tee trinken: Brexit schockt Firmen nicht

Eine Umfrage unter Bergischen Unternehmen sorgt für Entwarnung: Keine Auswirkungen auf die Arbeitsplätze in Deutschland.

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Wuppertal. Mit dem Regierungswechsel von David Cameron zu Theresa May nimmt der Brexit Fahrt auf. Doch wie sich der Ausstieg der Briten aus der Europäischen Union mittel- und langfristig auf die Bergische Wirtschaft auswirken wird, kann zurzeit niemand mit Gewissheit sagen.

Mit einer Blitzumfrage hat der Deutsche Industrie- und Handelskammertag versucht, die Stimmung unter den exportorientierten Unternehmen nach dem Brexit-Entscheid einzufangen. 5672 Unternehmen haben sich beteiligt, darunter 72 aus dem Bergischen Land. Wichtigstes Ergebnis: Unmittelbare Auswirkungen auf den Handel und die Arbeitsplätze in Deutschland werden nicht befürchtet. An den britischen Standorten wollen die Firmen zudem ihre Beschäftigtenzahlen möglichst konstant halten. Ein Großteil der befragten Bergischen Unternehmen ist wirtschaftlich durch Import und Export mit dem Vereinigten Königreich verbunden. Ein geringerer Prozentsatz unterhält dort eigene Tochterunternehmen, Zweigstellen oder Filialen.

Stefanie Lemaire von der Heinz Berger Maschinenfabrik GmbH & Co. KG relativiert die Bedeutung des britischen Marktes. „Wir exportieren weltweit in 70 Länder, da ist Großbritannien für unser Unternehmen definitiv nicht das wichtigste Land“, so Lemaire. Sie vermutet, dass die britische Wirtschaft schwächeln werde, was sich negativ auf die Geschäftsverbindungen mit der Insel auswirke. Sorge hat sie vor allem, dass auf lange Sicht die Gesetzgebung der Briten und der EU auseinanderdrifte, Zölle den Im- und Export erschwerten.

Diese Auffassung teilt die Berger Gruppe mit der Mehrheit der befragten Unternehmen, die von einer Phase der politischen und rechtlichen Unsicherheit, der Zunahme von Handelshemmnissen, von Wechselkursrisiken sowie der Pfundabwertung ausgehen.

Monika Kocks, Managing Director von WKW Automotive, lehnt Spekulationen über die Auswirkungen des Brexit auf die heimische Wirtschaft grundsätzlich ab. „Das gleicht im Moment dem Blick in die Glaskugel, da es noch keine Indikatoren gibt, was letztendlich unter der kommenden Regierungschefin Theresa May beschlossen wird.“ WKW Automotive hat große Kunden auf der Insel wie Jaguar Landrover oder eine Tochtergesellschaft von BMW, die den Mini herstellt. Direkte Auswirkungen auf das Unternehmen WKW, das weltweite Handelsbeziehungen unterhält, schließt Monika Kocks trotzdem aus. Persönlich bedauert sie die Entscheidung zum Brexit und ärgert sich über die dafür Verantwortlichen: „Die Demagogen haben sich jetzt fein aus dem Staub gemacht.“

Abwartend reagiert der Konzern Delphi, dessen Tochter, die Delphi Deutschland GmbH, ihren Sitz in Wuppertal hat. Der Gesamtkonzern erzielt rund fünf Prozent seines Gesamtumsatzes im Vereinigten Königreich. Die Entwicklung der Verhandlungen zwischen der EU und den Briten werde man aufmerksam verfolgen. Das sollten auch alle anderen Bergischen Unternehmen tun. Frei nach dem Motto: abwarten und Tee trinken.