ADHS: Rituale und Training helfen
Friedrich Linderkamp erklärt, was Eltern und Lehrer für Zappelphilipp-Kinder tun können.
Wuppertal. Überdreht und ungezogen — so wirken Kinder, die unter ADS oder ADHS leiden. Die Abkürzung steht für Aufmerksamkeits-Defizit-(Hyperaktivitäts-)Syndrom. Diese Kinder sind aber nicht ungezogen, sondern sie haben spezielle Schwierigkeiten. Wie Eltern und Lehrer am besten mit solchen Kindern umgehen, will Prof. Dr. Friedrich Linderkamp am Donnerstag, 9. Juni, um 19.30 Uhr im Rahmen der Vortragsreihe Unital in der Citykirche am Kirchplatz 2 in Elberfeld erklären.
„Es gibt zwei grundsätzliche Varianten der Störung“, sagt der Bildungsforscher. „Die einen sind hyperaktiv, die anderen Träumer.“ Bei beiden Formen könnten die Kinder ihre Gefühle schwer steuern, sich selbst nicht gut organisieren, hätten Schwierigkeiten, sich auf eine Sache zu konzentrieren und diese Konzentration aufrechtzuerhalten. Etwa fünf bis sieben Prozent aller Schulkinder seien betroffen.
Untersuchungen zeigten, dass das Verhalten biologische Ursachen habe, es Probleme mit den Neurotransmittern gebe. Nicht zuletzt zeige sich das an der Wirkung von Medikamenten wie Ritalin. Er betont, dass diese zwar helfen, aber nicht dazu beitragen, dass die Kinder Kompetenzen aufbauen.
Für Eltern und Lehrer sei es „wichtig zu verstehen, dass sie nicht anders können“, erklärt Friedrich Linderkamp. Man dürfe den Kindern wegen ihres Verhaltens keinesfalls die Unterstützung entziehen. Zudem seien Rituale, Strukturen und eine hohe Verbindlichkeit für solche Kinder wichtig. Das sei etwas, was in der modernen Pädagogik weniger im Vordergrund stehe. Linderkamp erklärt: „Sie haben Chaos im Kopf, deshalb brauchen sie Strukturen“, die man ihnen liebevoll nahebringen müsse. Er weist darauf hin, dass diese Kinder auch viele positive Eigenschaften haben: „Sie sind charmant, kreativ, fit im Kopf. Sie sind voller Energie und haben eine Menge Potenzial. Das sind keine Phlegmatiker!“
In seinem Vortrag wird er berichten, welche Übungsformen und Trainings er und seine Mitarbeiter in der Beratungsstelle an der Universität für solche Kinder entwickeln. Am „Entwicklungswissenschaftlichen Ambulatorium für das Kindes- und Jugendalter“ erhalten die Kinder kostenlos eine Diagnose und Training, wenn die Eltern einverstanden sind, dass Studenten sich beteiligen. Nach drei bis vier Monaten zeige ein solches Programm Wirkung. Ziel sei, auch Lehrer entsprechend zu schulen, daher besuchten die Studenten auch regelmäßig Schulen.