Aladin macht Lust auf mehr

Das Junge Theaterfestival geht in die achte Runde. Bei der Eröffnung in der Börse zeigten zehn Ensembles Ausschnitte aus ihren Stücken.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. „Kindsein ist süß? Kindsein ist mies!“ Ganz kurz nur ist der Auftritt der Gesamtschule Uellendahl-Katernberg bei der Eröffnung des Jungen Theaterfestivals, und doch regen die prononcierten, rhythmischen Aussagen zum Nachdenken an. Zehn Ensembles präsentieren in der Börse in eineinhalb Stunden Ausschnitte aus ihren Inszenierungen und machen damit Appetit auf mehr. Auch Oberbürgermeister Andreas Mucke ist zur Eröffnung gekommen: „Das ist ‘ne Riesenleistung“, lobt er die Jugendlichen für ihr Engagement.

Die gut besuchte Eröffnung demonstriert auch die Bandbreite dieses Festivals, das nun schon in die achte Runde geht. Grundschule oder Gymnasium, Jugendgruppe oder Ensemble aus jungen Erwachsenen - alle zeigen unter der engagierten Leitung von Lehrern und Theaterpädagogen überzeugende und oft verblüffende Leistungen. Sprechtheater ist ebenso vertreten wie Musicals, Klassiker wie selbst entwickelte Stücke.

Und manchmal wird auch beides verbunden: Das IB Jugendtheater des Internationalen Bundes etwa interpretiert „Aladin und die Wunderlampe“ neu. Die Kinder finden auf einer Klassenfahrt in einer Abstellkammer eine alte Öllampe und beschließen, das Märchen nachzuspielen. Zwei Mädchen streiten, wer Aladin sein darf. Schließlich einigen sich: Aladin habe so viele schwierige Abenteuer zu bestehen, dass es ruhig zwei Aladins geben dürfe - den normalen und einen starken Aladin.

Schön klar sprechen die bunt verkleideten Kinder. Die Leiterinnen Valentina Kiss und Odaria Wolf nutzen vielfältige Ausdrucksmittel: So führt ein Schauspieler auf dem Basar einen kleinen Tanz vor, während die anderen den Rhythmus klatschen, oder die Mutter fällt Aladin vor Schreck rückwärts in die Arme.

Körperlich starke Leistungen zeigen auch die Kinder der Musiktheatergruppe der Alten Feuerwache: Unter dem Titel „New Mix - Lebe deinen Traum“ tanzen sie um die Wette: Ausstaffiert mit einheitlichen Hosen, Shirts und Mützen oder Haarschmuck turnen sie raffinierte Breakdance-Figuren. Als ein Junge gar einen Handstand auf einer Kollegin macht, geht ein bewunderndes Raunen durch den Saal.

Pantomimische kurze Szenen präsentieren die Theaterklassen der Gesamtschule Lasker-Schüler: „Auf der Flucht“ zählen die Schüler zögernd das Geld für den Schlepper ab, rudern im Schlauchboot. Reiche und arme Amerika-Auswanderer und ihre unterschiedliche Art, sich zu bewegen, stellen sie in „Amerika, (m)ein Traum“ dar. Zuneigung und Liebe versuchen sie in „Rausch der Gefühle“ in Zweier-Szenen wortlos auszudrücken.

Sehr versiert wirken die Jugendlichen von Spell’88 mit dem Musical „Footloose“. Mit hervorragender Stimme singen sie die Musical-Songs zur Keyboard-Begleitung von Martin Ribbe. Eine gelenkige Pippi Langstrumpf samt Plüsch- Affe und Kleiner Onkel hat die Grundschule Küllenhahn dabei, und die Realschule Vohwinkel spielt das „schwebende Klassenzimmer“.

Als einzige Gruppe hat sich das junge Börsenensemble an einen Klassiker gewagt: Die jungen Erwachsenen versuchen, in der Geschichte der Nibelungen heutige Gefühle wiederzuentdecken. Sie kämpfen mit altertümlichen langen Schwertern, doch die Liebe, den Neid und den Zweifel zeigen die Darsteller ganz aktuell.