Wuppertal Als Austauschschüler nach Taiwan: "Die haben mich für verrückt erklärt“

Der 16 Jahre alte Moritz Hoffmeister aus Wuppertal verbringt ein Jahr in Taiwan.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Warum zieht es Schüler bei einem Austausch eigentlich immer in Länder wie Amerika, Australien oder England? Taiwan ist doch auch schön: Das findet jedenfalls Moritz Hoffmeister (16), der dort bald ein Jahr verbringen wird.

Während eines Kulturaustauschs mit dem Rotary Club will er die Insel vor der Küste Chinas kennenlernen: „Ich gehe dort in die Schule, lebe in drei Gastfamilien und erlebe den Alltag mit.“

Seine ältere Schwester Louisa (18) war schon einmal für sechs Wochen auf der Insel in Ostasien.

Ihre Bilder und Erzählungen haben Moritz dazu bewegt, Taiwan als Wunsch-Austausch-Ort anzugeben. Louisa: „Die Menschen dort haben eine ganz andere Mentalität.“

Und auch sonst unterscheidet sich Taiwan stark von Deutschland. Das Essen ist sehr chinesisch und besteht hauptsächlich aus Reis, Soja, Ente und Huhn. Die Menschen sind größtenteils Buddhisten.

Die Natur ist vielfältig, es gibt Strände, Regenwald, aber auch große Städte. Und natürlich eine fremde Sprache. Als Moritz die Zusage für den Austausch bekam, begann er damit, sich darauf vorzubereiten. Er besuchte einen Intensiv-Sprachkurs in Hochchinesisch, auch Mandarin genannt, in Kassel. Und danach übte er die Sprache einmal pro Woche in einem Kurs an der Universität. Die Sprache sei jedoch sehr schwer. Moritz stuft sich eher noch als Anfänger ein.

Die Sprache werde wohl die größte Herausforderung für ihn sein, schätzt er. Und: „In der Schule Freunde zu finden. Ich weiß ja nicht, wie die da ticken.“

Auf der Insel und in der Kultur anzukommen, dabei wird ihm auch seine Gastfamilie helfen. Zu der ersten Familie hatte Moritz Hoffmeister bereits Kontakt per E-Mail: „Die erste Mail war eher förmlich, aber in der zweiten haben sie mich schon mit meinem Spitznamen angeschrieben“, erzählt er. Die Familie lebt in Zhunan im Nordwesten von Taiwan. Dort wird Moritz zwei Gastbrüder haben, von denen aber einer auch gerade im Auslandsjahr ist. Die Familie hat ihn auch schon nach seinen Hobbys gefragt, so kann er weiterhin Gitarre spielen.

Die „richtige“ Familie von Moritz in Wuppertal hat sich bereit erklärt, im Gegenzug ebenfalls einen Austauschschüler aufzunehmen. Das ist das Prinzip des Programms des Rotary Clubs. Vor einigen Tagen ist der Brasilianer angekommen, der bald hier zur Schule gehen wird.

Die Schulkameraden von Moritz gehen mittlerweile gelassen mit seiner Entscheidung um, ein Jahr auf Taiwan zu verbringen. „Aber zuerst haben sie mich für verrückt erklärt.“

Wenn er in einem Jahr nach Wuppertal zurückkehrt, wird er eine Stufe unter ihnen sein. Er wird in Taiwan zwar die elfte Klasse besuchen, muss sie aber dann in Deutschland noch einmal machen.

Dafür wird er ganz viele neue Erfahrungen gemacht haben — wahrscheinlich fremdartigere, spannendere, abenteuerlichere als er in Amerika, Australien oder England hätte machen können.